Glauben, richten und leben

Am Freitag haben sich mehr als 200 Juristen aus der ganzen Welt zu einer Morgenandacht im Frankfurter Dom versammelt. So wollen die Organisatoren zeigen, dass Gebet und Gottesdienst mindestens genauso wichtig sind wie die Rechtsprechung.
Von PRO

Mehrere Hundert Juristen aus der ganzen Welt besuchen an diesem Wochenende den Kongress des Verbands Europäischer Anwaltskammern und der Anwaltskammern der Weltstädte (World City Bar Leaders) in Frankfurt. Neben juristischen Fachvorträgen zur Schuldenkrise konnten die Teilnehmer den ersten Konferenztag mit einem ökumenischen Gottesdienst beginnen.

Der katholische Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und der evangelische Dekan Achim Knecht erinnerten in der Andacht daran, dass Rechtsprechung vor dem Hintergrund des Glaubens geschehen solle. „Das Recht ist ein Dienst am Menschen und dieser wiederum erfordert den Blick auf Gott. Weil Gott gerecht ist, soll auch die Welt in diesem Sinne leben,“ sagte Tebartz-van Elst, und weiter. „Es ist ein starkes Zeichen, dass sie die Konferenz mit einem Gottesdienst beginnen.“

Für den Präsidenten der Rechtsanwaltskammer Frankfurt, Lutz Simon, der zugleich katholischer Theologe ist, hat der Gottesdienst eine besondere Bedeutung. „Wir wollen trotz der Vielfalt von Sprache und Kultur bei dem Kongress das christliche Moment betonen. Es ist wichtig, dass wir auch bei solchen Anlässen an Gott denken.“ Simon war im Jahr 2012 Schirmherr des Jahreskongresses von „Christ und Jurist“.

Gebet bei Arbeit wichtig

„Mit der gemeinsamen Andacht im Dom setzen wir ein wichtiges Zeichen“, sagte Martin Franke, Rechtsanwalt und Vorstandsmitglied der Initiative „Christ und Jurist“, gegenüber pro. „Nämlich dass Gebet und Gottesdienst mindestens ebenso wichtig sind wie unsere tägliche Arbeit, die uns ernährt und hoffentlich anderen Menschen dient. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn solche juristischen Ereignisse in unserem Land wieder regelmäßig, natürlich optional, mit einem Gottesdienst beginnen.“

Auch Anwalt Ingo Friedrich betonte die Bedeutung der Morgenandacht. „Die Andacht ist mir wichtig – auch um zu zeigen, dass es ganz normal ist, Anwalt und Christ zu sein. Ich bin der Ansicht, dass Christ-Sein in diesem Beruf sehr gut funktioniert.“

Christliche Wurzeln Europas

Während der darauffolgenden Veranstaltung im Frankfurter Palmengarten überreichten die Herausgeber Simon und Hans Joachim Hahn allen Kongressteilnehmern ihr Buch „Europa ohne Gott – auf der Suche nach unserer kulturellen Identität“. „Das Buch soll den Anwälten die christlichen Wurzeln Europas deutlich machen, ohne die unsere Rechtssicherheit, Freiheit, Demokratie und der wirtschaftliche Wohlstand nicht denkbar sind“, erklärte Hahn gegenüber pro. Simon wurde am Vormittag zudem vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) mit dem Hessischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Der 1997 gegründete Verein „Christ und Jurist“ bemüht sich, den christlichen Glauben und die juristische Arbeit nach eigener Aussage zu so verbinden, „dass der Einsatz für das Recht zum Dienst am Menschen wird“. (pro)

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