Die 30-jährige Maike Schöfer ist in ihrem Freundeskreis die Ausnahme. Die Religionslehrerin ist gläubige Christin und geht jeden Sonntag in die Kirche. Die Frankfurter Rundschau porträtiert sie und drei weitere 20- bis 30-Jährige, die an Gott glauben und sich in ihrem Umfeld kirchlich engagieren, im Artikel „Jugend mit Gott“. Schöfer wolle die Kirche nicht denen überlassen, die „frauenfeindlich sind, sondern sie aktiv mit gestalten“, sagt sie der Zeitung.
In ihrem Elternhaus habe der christliche Glaube keine Rolle gespielt. Aber die Eltern ihrer besten Freundin hätten gebetet, christliche Lieder gesungen und sie mit in den Gottesdienst genommen: „Ich fand das Gemeinschaftliche schön, die Freude und den Dank. Ich habe gespürt: Da ist irgendwas Spannendes, Faszinierendes.“ Schöfer erzählt, dass sie ihre kleinen und großen Sorgen morgens und abends im Gebet bei Gott ablädt.
„Kirche wird immer pluralistischer“
Nadia Schnabels Lebensentwurf passt laut FR-Autorin Hannah El-Hitami nicht wirklich ins Bild der Katholischen Kirche. Sie ist pansexuell. Das bedeutet, sie lehnt Monogamie ab und wählt bei ihrer sexuellen Orientierung nicht nach Geschlecht aus. Schnabel glaubt, dass die jüngere Generation in der Kirche immer pluralistischer wird: „Eigentlich fand ich katholische Kirche immer kacke,“ sagt sie. Heute engagiert sich die 25-Jährige im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Den Jugendverband hat sie durch dessen Freizeiten kennengelernt. Den Gottesdienst auf den Freizeiten habe sie meistens geschwänzt. Mit 20 Jahren lässt sie sich taufen. Sie möchte mitmachen, statt nur zu meckern. „Das war eine pragmatische Entscheidung“, sagt sie der Jorunalistin. „Hier in Köln gibt es durch die katholische Kirche so viele wichtige Einrichtungen. Wenn keiner mehr mitmachen würde, ginge das alles kaputt.“
Die Autorin besucht auch die Nürnberger Jugendkirche Lux. Diese hat als Zielgruppe junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Religionspädagogin Anna Rohlederer bespricht gemeinsam mit den Ehrenamtlichen, welche Themen ihnen wichtig sind. Rohlederer glaubt, dass Jugendliche in der Kirche zu kurz kommen, wenn dort nicht lebensnahe Themen behandelt werden. Wer Gesprächsbedarf habe, könne gerne über Gott reden. Sie wolle nicht missionieren, aber jungen Menschen positive Erfahrungen mit Kirche bieten.
In Berlin trifft El-Hitami den 26-jährigen Benedikt Schwinn. Er promoviert gerade in Theologie. „Christlich sozialisiert“ wurde er in einer baptistischen Freikirche in Neu-Ulm, der er sich mit 19 Jahren anschloss. In der Gemeinde gestaltete er die Jugendarbeit mit. „Die Idee von Mission ist in neunzig Prozent der Fälle, dass man zeigt, welche positiven Auswirkungen der Glaube auf das eigene Leben hat. Die Leute, die das attraktiv finden, bleiben da und fragen nach“, sagt er.
Autorin des Artikels ist Hannah El-Hitami. Ihre Mutter ist aus der Kirche ausgetreten, ihr Vater Moslem. Nach ihrer Recherche zieht sie ein nüchternes Fazit: „Getroffen habe ich – und ich weiß nicht genau, warum mich das überrascht hat – ganz normale junge Menschen.“ Alle Gesprächspartner hätten von Erfahrungen berichtet, dass Religion als unwissenschaftlich, irrational, altmodisch und konservativ gelte.
Von: Johannes Blöcher-Weil