Pro: In Ihrem Comic „Miracle Man“ erzählen Sie die Lebensgeschichte von Jesus. Die Kritiker lobten ihr Werk, die New York Times schrieb dazu: „Sogar Nichtchristen werden dieses Buch mögen.“ Wie gelingt es Ihnen, Nichtchristen für die christliche Botschaft zu begeistern?
John Hendrix: Ich habe mich sehr über die Rezension der NY Times gefreut, denn genau das wollte ich erreichen. Ich habe mich dazu entschieden, die Geschichte von Jesus in „Miracle Man“ mehr wie ein Märchen oder wie einen modernen Mythos zu erzählen. So ähnlich wie J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis das gemacht haben. So können diejenigen, die sie lesen, das Gefühl bekommen, sie hörten die Geschichte zum ersten Mal und tief in ihrem Herzen daran glauben, dass sie wahr ist. Ich nenne den Namen Jesus zum Beispiel erst ganz am Ende des Buchs. Nicht, weil ich seine Identität verschleiern will, sondern weil ich den Menschen einen neuen Zugang ermöglichen wollte – jenseits dessen, was sie glauben, über das Christentum zu wissen. Ich versuche in meinen Arbeiten auch nicht, den Lesern zu sagen, was sie denken sollen. Die Geschichte soll für sich selbst stehen, beschreiben, aber nicht erklären.
In den USA gibt es eine riesige christliche Medienindustrie. Wie stehen sie zu den Produkten, die sie hervorbringt?
Ich glaube, die New York Times hat mein Buch auch deshalb besprochen, weil es von einem säkularen Verlag kam. Die amerikanische Kirche will immer, dass Kunst etwas Spezifisches tut: eine bestimmte Anzahl Menschen erreichen, moralische Werte weitergeben und so weiter. Autoren wie Tolkien oder Lewis hatten eine tolle Art, wertvolle Geschichten zu erzählen, die einen riesigen Einfluss hatten – aber ohne das spezifische Ziel zu haben, einen dogmatischen Glauben weiterzugeben. Meine Bücher sind nicht speziell für die Kirche gemacht. Und in der Tat bin ich gelegentlich enttäuscht von der christlichen Medienwelt. Es werden da viele Filme gemacht, aber man darf dem Publikum ruhig etwas mehr zutrauen und nicht jeden Glaubensinhalt explizit erklären.
Dennoch haben Sie sich dazu entschieden, christliche Geschichten zu erzählen. Wieso?
Ich habe mich immer zu diesen Geschichten hingezogen gefühlt. Ich mag es, die Geschichte der Welt und auch von bestimmten Persönlichkeiten durch die Linse des Glaubens zu betrachten. Weil ich selbst gläubig bin, etwas davon verstehe, Glauben für relevant halte und die christlichen Erzählungen selbst mag. Ich finde es tragisch, dass Religion so oft als trennende Kraft in der Welt verstanden wird. Sie ist es ohne Zweifel, aber nicht ausschließlich. Die Modernen hat die Religion für nicht nützlich erklärt. Schaut man sich die Geschichte an, dann sieht man: Das ist nicht wahr. Sehen Sie sich das Leben von Dietrich Bonhoeffer oder anderen an. Sie waren eindeutig durch den Glauben motiviert und haben viel bewegt in der Welt.
„Miracle Man“ ist ein Kinderbuch. Wie erzählt man religiöse Geschichten so, dass Kinder sie verstehen? Erstrecht, wenn sie so brutal enden wie das Leben von Jesus?
Es ist nicht leicht. Man will nichts verwässern und die Kinder sollen den großen Gedanken hinter der Geschichte verstehen. Aber es muss auch altersgerecht sein. Kleine Kinder sind sicherlich nicht dazu bereit, zu verstehen, was eine Kreuzigung ist. Aber sie können verstehen, welchen Verlust die Jünger betrauert haben. Und auch die Tragödie, dass ein Unschuldiger leiden muss. Mir war es in dieser Geschichte wichtig, die Auferstehung zu zeigen, aber auch klar zu machen, dass Jesus unschuldig war. Mein liebstes Wunder von Jesus ist die Auferweckung des Lazarus. Ich hatte es zunächst in der Geschichte drin, aber mein Herausgeber und ich entschieden, es rauszunehmen, weil es für die jungen Leser verwirrend gewesen wäre – diese Auferstehung kurz vor Jesu eigener. Ich habe gelernt: Manchmal muss man Opfer bringen, damit die Leser der Geschichte folgen können. Es hat mir geholfen, dass ich seit 14 Jahren Kindergottesdienste leite. Ich habe ganz gut gelernt, Kinder zu verstehen und mit ihnen umzugehen.
Sie zeichnen, während sie selbst im Gottesdienst sitzen, und haben einige der Bilder in der Zeitung Christianity Today veröffentlicht, unter dem Titel „Sonderbare und wunderbare Kirchenbilder“. Was ist sonderbar und was ist wunderbar an der Kirche?
Ich male während den Predigten. Das hilft mir, besser zuzuhören. Wenn man sich die Bibel anschaut, erkennt man schnell, dass sie sehr sonderbare Passagen hat und auch solche, die man lieber nicht lesen möchte. Aber eben auch wunderbare, die einen berühren. Die Bibel ist vielfältig. Wenn ich zeichne, möchte ich auch das Verstörende einfangen. Wir stellen uns Kirche oft als einen netten gemütlichen Ort vor. Aber wer die Dunkelheit nicht kennt, der versteht auch das Licht nicht. Wenn wir nicht verstehen, was Sünde ist, dann verstehen wir auch die Vergebung nicht. Beide gehören zusammen. Die Kirche besteht aus Menschen, deshalb ist sie nicht nur schön, sondern manchmal auch heruntergekommen. So kommt es, dass ich öfter mal verrückte Monster und Seeungeheuer zeichne, wenn ich im Gottesdienst sitze.
Dennoch haben Sie sich dazu entschieden, christliche Geschichten zu erzählen. Wieso?
Ich habe mich immer zu diesen Geschichten hingezogen gefühlt. Ich mag es, die Geschichte der Welt und auch von bestimmten Persönlichkeiten durch die Linse des Glaubens zu betrachten. Weil ich selbst gläubig bin, etwas davon verstehe, Glauben für relevant halte und die christlichen Erzählungen selbst mag. Ich finde es tragisch, dass Religion so oft als trennende Kraft in der Welt verstanden wird. Sie ist es ohne Zweifel, aber nicht ausschließlich. Die Modernen hat die Religion für nicht nützlich erklärt. Schaut man sich die Geschichte an, dann sieht man: Das ist nicht wahr. Sehen Sie sich das Leben von Dietrich Bonhoeffer oder anderen an. Sie waren eindeutig durch den Glauben motiviert und haben viel bewegt in der Welt.
„Miracle Man“ ist ein Kinderbuch. Wie erzählt man religiöse Geschichten so, dass Kinder sie verstehen? Erstrecht, wenn sie so brutal enden wie das Leben von Jesus?
Es ist nicht leicht. Man will nichts verwässern und die Kinder sollen den großen Gedanken hinter der Geschichte verstehen. Aber es muss auch altersgerecht sein. Kleine Kinder sind sicherlich nicht dazu bereit, zu verstehen, was eine Kreuzigung ist. Aber sie können verstehen, welchen Verlust die Jünger betrauert haben. Und auch die Tragödie, dass ein Unschuldiger leiden muss. Mir war es in dieser Geschichte wichtig, die Auferstehung zu zeigen, aber auch klar zu machen, dass Jesus unschuldig war. Mein liebstes Wunder von Jesus ist die Auferweckung des Lazarus. Ich hatte es zunächst in der Geschichte drin, aber mein Herausgeber und ich entschieden, es rauszunehmen, weil es für die jungen Leser verwirrend gewesen wäre – diese Auferstehung kurz vor Jesu eigener. Ich habe gelernt: Manchmal muss man Opfer bringen, damit die Leser der Geschichte folgen können. Es hat mir geholfen, dass ich seit 14 Jahren Kindergottesdienste leite. Ich habe ganz gut gelernt, Kinder zu verstehen und mit ihnen umzugehen.
Sie zeichnen, während sie selbst im Gottesdienst sitzen, und haben einige der Bilder in der Zeitung Christianity Today veröffentlicht, unter dem Titel „Sonderbare und wunderbare Kirchenbilder“. Was ist sonderbar und was ist wunderbar an der Kirche?
Ich male während den Predigten. Das hilft mir, besser zuzuhören. Wenn man sich die Bibel anschaut, erkennt man schnell, dass sie sehr sonderbare Passagen hat und auch solche, die man lieber nicht lesen möchte. Aber eben auch wunderbare, die einen berühren. Die Bibel ist vielfältig. Wenn ich zeichne, möchte ich auch das Verstörende einfangen. Wir stellen uns Kirche oft als einen netten gemütlichen Ort vor. Aber wer die Dunkelheit nicht kennt, der versteht auch das Licht nicht. Wenn wir nicht verstehen, was Sünde ist, dann verstehen wir auch die Vergebung nicht. Beide gehören zusammen. Die Kirche besteht aus Menschen, deshalb ist sie nicht nur schön, sondern manchmal auch heruntergekommen. So kommt es, dass ich öfter mal verrückte Monster und Seeungeheuer zeichne, wenn ich im Gottesdienst sitze.
Ihr neuestes Buch beschäftigt sich mit Dietrich Bonhoeffer. Warum muss es über ihn einen Comic geben?
Ich habe ihn immer bewundert. Ich finde, jeder muss seine Geschichte kennen. Besonders junge Menschen. Seine Botschaft beinhaltet nicht nur Lehren zum zivilen Ungehorsam, sondern richtet sich besonders an die Kirche. Sie zeigt, wie gefährlich es ist, wenn die Kirche sich mit politischen Machthabern einlässt. Ich habe die Form des Comics gewählt, weil ich junge Menschen erreichen wollte, die vielleicht vor einem dicken Buch zurückschrecken. Es geht mir ja selbst so: Ich lerne besser, wenn ich Bilder vor mir habe.
Sind die Warnungen Bonhoeffers heute für Sie aktuell?
Ja. Man kann kaum übersehen, wie sich die Geschichte wiederholt. Die Evangelikalen in Amerika unterstützen überwiegend Donald Trump. Ich finde das unglaublich. Unsere Kirchen sind viel zu unkritisch, was ihre Verbindungen mit den Republikanern angeht. Ich habe in der Vergangenheit schon beides gewählt: Demokraten und Republikaner. Ich finde, wir müssen sehr vorsichtig damit sein, uns auf eine Seite zu schlagen und eine Seite der politischen Macht besonders zu unterstützen. Bonhoeffer hat die Gefahren gut aufgezeigt. Wir sind noch nicht so weit wie zu seiner Zeit. Aber die Parallelen sind sichtbar.
John Hendrix, vielen Dank für das Gespräch!
Ihr neuestes Buch beschäftigt sich mit Dietrich Bonhoeffer. Warum muss es über ihn einen Comic geben?
Ich habe ihn immer bewundert. Ich finde, jeder muss seine Geschichte kennen. Besonders junge Menschen. Seine Botschaft beinhaltet nicht nur Lehren zum zivilen Ungehorsam, sondern richtet sich besonders an die Kirche. Sie zeigt, wie gefährlich es ist, wenn die Kirche sich mit politischen Machthabern einlässt. Ich habe die Form des Comics gewählt, weil ich junge Menschen erreichen wollte, die vielleicht vor einem dicken Buch zurückschrecken. Es geht mir ja selbst so: Ich lerne besser, wenn ich Bilder vor mir habe.
Sind die Warnungen Bonhoeffers heute für Sie aktuell?
Ja. Man kann kaum übersehen, wie sich die Geschichte wiederholt. Die Evangelikalen in Amerika unterstützen überwiegend Donald Trump. Ich finde das unglaublich. Unsere Kirchen sind viel zu unkritisch, was ihre Verbindungen mit den Republikanern angeht. Ich habe in der Vergangenheit schon beides gewählt: Demokraten und Republikaner. Ich finde, wir müssen sehr vorsichtig damit sein, uns auf eine Seite zu schlagen und eine Seite der politischen Macht besonders zu unterstützen. Bonhoeffer hat die Gefahren gut aufgezeigt. Wir sind noch nicht so weit wie zu seiner Zeit. Aber die Parallelen sind sichtbar.
John Hendrix, vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Anna Lutz