Sie war Weinkönigin, Religionslehrerin, Journalistin und Landwirtschaftsministerin. Wenn es nach dem Willen der Unionsfraktion im Bundestag geht, soll die CDU-Politikerin Julia Klöckner bald Bundestagspräsidentin werden. Die Fraktion hat die Bundestagsabgeordnete am Montag einstimmig für das zweithöchste Staatsamt nominiert.
Klöckner wurde 1972 in Bad Kreuznach geboren. Sie hat Theologie, Politik und Pädagogik studiert und ein Staatsexamen in Religion und Sozialkunde. 1995 wurde die 52-Jährige zur Deutschen Weinkönigin gekürt. 2002 zog sie erstmals in den Bundestag ein. In Rheinland-Pfalz unterlag sie bei den Landtagswahlen 2011 und 2016 und verpasste es, Ministerpräsidentin zu werden.
Respektable Streitkultur ermöglichen
Von 2018 bis 2021 war Klöckner Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft. In der Partei ist sie aktuell Bundesschatzmeisterin. Der potenzielle Bundeskanzler Friedrich Merz sagte in seiner Stellungnahme, dass es Klöckners Aufgabe sein werde, Präsidentin des ganzen Bundestags „in seiner Vielfalt“ zu sein. Sie müsse dafür sorgen, dass „das Parlament in Würde und mit angemessener Streitkultur die Demokratie“ repräsentiere.
Der neu gewählte Bundestag kommt am 25. März zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Dort steht auch die Wahl auf der Tagesordnung. Klöckner betonte ihrerseits, dass sie sich für den Bundestag als ein „Ort des Austausches von Argumenten und von Lösungen einsetzen“ möchte, der auch eine Vorbildfunktion für die gesamte Gesellschaft habe.
Bei der Bundestagswahl im Februar errang Klöckner das Direktmandat in ihrem Wahlkreis Bad Kreuznach. In der Vergangenheit hatte sich Klöckner wiederholt kritisch zur Vollverschleierung von Frauen im Islam geäußert. Die Niqab widerspreche einer offenen und freien Gesellschaft, sagte sie im Gespräch mit PRO.
Religion darf nie über dem Gesetz stehen
In einem Interview mit der „Zeit“ betonte die Politikerin, dass ihr der Glaube in die Wiege gelegt worden sei. Dieser helfe ihr auch, die eigene Begrenztheit zu akzeptieren. Ihr sei klar, dass Religion in einer Demokratie niemals über dem Gesetz stehen könne. Damals hatte sie sich über die Zurückhaltung linker Kirchenkritiker gegenüber dem fundamentalistischen Islam gewundert.
In dem Interview kritisiert sie ihre Kirche. Bei manchen Kirchenvertretern wundere sie sich, dass diese sich mehr mit Tagespolitik beschäftigen als mit der klassischen Seelsorge und der Frage, warum die Kirchen so leer seien.