Menschenrechtler kritisieren Ökumenischen Rat

Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat den Ökumenischen Rat der Kirchen hart angegriffen. Deren Generalsekretär Olav Fykse Tveit schweige bei einer Reise nach China zur dortigen Christenverfolgung und huldige der Regierung. Zeitgleich wurde bekannt, dass die chinesische Polizei eine evangelikale Kirche im Norden des Landes in Trümmer gelegt hat.
Von PRO
Olav Fykse Tveit ist Generalsekretär des Ökumenischen Rats des Kirchen – und steht im Zentrum der Kritik durch eine Menschenrechtsorganisation

Die Kritik am Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) durch die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ ist deutlich: Das aus verschiedenen Kirchen zusammengesetzte internationale Gremium ignoriere die Christenverfolgung in China, teilten die Menschenrechtler am Mittwoch mit. Der norwegische ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit, der sich derzeit im Land aufhält, habe keinen Kontakt zu nicht offiziell anerkannten kirchlichen Stellen aufgenommen. Stattdessen huldige er der chinesischen Regierung, „während zeitgleich von den Behörden Kirchen niedergerissen und protestierende Gläubige unter Hausarrest gestellt werden“, erklärte die Organisation.

Evangelikale Megakirche zerstört

Traurige Aktualität erhält der Vorwurf durch die Zerstörung einer chinesischen Megakirche im Norden des Landes. Wie die New York Times am Donnerstag berichtete, haben Polizeikräfte die „Golden Lampstand Church“ in der Stadt Linfen im wahrsten Sinne in die Luft gesprengt. Die Kirche zählt mehr als 50.000 Mitglieder. Vorangegangen waren Auseinandersetzungen zwischen den Christen und der regierenden Kommunistischen Partei. Offenbar wurde das Kirchengebäude im Wert von drei Millionen US-Dollar durch Sprengstoff in Trümmer gelegt. Bereits im Eröffnungsjahr 2009 war es Medienberichten zufolge zu einem Übergriff der Polizei auf die Gläubigen gekommen. Mehrere Kirchenleiter waren danach zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Auch die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ verweist auf den jüngsten Übergriff. „Für den ÖRK-Generalsekretär scheint diese Verfolgung kein Problem zu sein“, erklärte der Direktor der Organisation, Ulrich Delius, und weiter: „Chinas Christen ist nur mit deutlichen Worten geholfen, die die Machthaber der Volksrepublik an die verfassungsrechtlich garantierten Rechte der Gläubigen erinnern.“

Ökumenischer Rat reagiert zurückhaltend

Laut dem christlichen Hilfswerk Open Doors, das sich gegen Christenverfolgung stark macht, stehen in China besonders Christen kleinerer Hauskirchen unter Druck. Die Behörden legten es darauf an, Kirchen zu kontrollieren. Dabei ist zwischen offiziell registrierten und nichtregistrierten Kirchen zu unterscheiden. Hauskirchen würden etwa immer wieder bedrängt, der vom Staat kontrollierten „Drei-Selbst-Kirche“ beizutreten, so Open Doors in seinem am Mittwoch erschienenen jährlichen Bericht. „Die Hauptlast der Verfolgung liegt auf den kleinen Minderheiten von Christen mit muslimischer oder buddhistischer Herkunft“, heißt es dort.

Auf Anfrage von pro bestätigte der Ökumenische Rat der Kirchen den Aufenthalt des Generalsekretärs in China. Auf die Kritik, er vernachlässige die dortigen verfolgten Glaubensgeschwister, reagierte die Pressestelle schriftlich. Die Reise diene lediglich dem Zweck eines Besuchs der ÖRK-Mitgliedskirche vor Ort: „Unsere Arbeit tun wir in Verbindung mit ihr. Das ist der Hauptfokus dieses Besuchs.“ Der Ökumenische Rat ist ein weltweiter Zusammenschluss hunderter Kirchen. Sein Hauptsitz liegt in Genf. In Deutschland sind ihm unter anderem alle Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland angeschlossen sowie die Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden, die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen und das Katholische Bistum der Alt-Katholiken.

Von: Anna Lutz

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