Beim jährlichen Nationalen Gebetsfrühstück in Washington hat US-Präsident Joe Biden in Anbetracht von Pandemie und politischen Spannungen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Vereinigten Staaten aufgefordert. Sein Glauben gebe ihm Hoffnung in den dunkelsten Momenten, sagte Biden. bei der am Donnerstag erstmals virtuell abgehaltenen Veranstaltung. Das von Kongressmitgliedern organisierte und stark evangelikal geprägte Gebetsfrühstück wird in den USA seit mehr als sechs Jahrzehnten begangen. Es soll gläubige Menschen ungeachtet politischer Differenzen zusammenbringen.
Die mehr als 400.000 Menschen, die in den USA an Covid-19 gestorben sind und die Hungernden und Millionen Arbeitslosen seien „nicht Republikaner und Demokraten“, betonte Biden in einer kurzen Ansprache, sondern Mitbürgerinnen und Mitbürger und Mitmenschen. Es stünden der Nation „viele schwere Nächte bevor“ und „wir brauchen einander“, sagte Biden. Es gelte, politischen Extremismus und weißes Herrschaftsdenken zu besiegen.
„Für so viele in unserem Land ist dies eine dunkle, dunkle Zeit. Wohin sollen wir uns also wenden? An den Glauben“, sagte Biden. „Der Glaube sieht am besten in der Dunkelheit“, zitierte der US-Präsident den dänischen Philosophen und Theologen Søren Kierkegaard. „Ich glaube, dass das wahr ist“, sagte Biden, und weiter: „Mir gibt der Glaube in den dunkelsten Momenten Hoffnung und Trost, er gibt auch Klarheit und Sinn. Er zeigt den Weg nach vorne.“
Die Initiative für das Frühstück geht auf den Methodistenpastor Abraham Vereide in den 30er Jahren zurück. 1953 nahm Dwight Eisenhower als erster US-Präsident daran teil. Seitdem habe alle Präsidenten teilgenommen. Ex-Präsident Donald Trump nutzte seinen Auftritt vergangenes Jahr zu Angriffen auf „verlogene und korrupte“ Politiker, die ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn angezettelt hätten.
Die Veranstaltung am Donnerstag betonte den Zusammenhalt. Der republikanische Senator James Lankford sprach ein Gebet, man möge Menschen mit anderen Ansichten respektieren. Seine Nachbarn lieben bedeute Arbeit für soziale Gerechtigkeit, erklärte die demokratische Senatorin Kirsten Gillibrand. Bei der Veranstaltung wurden Grüße der früheren Präsidenten Bill Clinton, Jimmy Carter, George W. Bush und Barack Obama eingespielt. Die Nation habe wegen ihres Glauben viele schwere Zeiten überstanden, sagte Obama.
Von: epd/Norbert Schäfer