In Folge der Corona-Pandemie könnten weltweit 132 Millionen Menschen zusätzlich unter Hunger leiden. Das sagte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerkes „Brot für die Welt“, Cornelia Füllkrug-Weitzel, auf der Jahrespressekonferenz am Donnerstag in Berlin. Vor allem für Ostafrika drohten katastrophale Zustände. Dort verstärke zusätzlich eine sich weiter ausbreitende Heuschreckenplage die Situation. Aber auch der Mensch trage an dieser Prognose eine Mitschuld. Bewaffnete Konflikte seien ebenfalls ein Hungertreiber.
Besonders in Afrika und in Südamerika bedrohe die Corona-Krise die Entwicklungsfortschritte der vergangenen Jahre. Dort bestehe die Gefahr, dass ausschließlich Nothilfe und keine Entwicklungshilfe mehr geleistet werden könnte. Nach einem Bericht des afrikanischen Instituts für Security Studies wird Afrika im besten Fall erst wieder 2024 die Wirtschaftsleistung von 2019 erreichen. Weitere 14 Millionen Menschen könnten in Afrika außerdem in extreme Armut stürzen.
Nur „im Geiste der grenzüberschreitenden Solidaritäten“ könne die Krise bewältigt werden, sagte Füllkrug-Weitzel. Schonungslos lege die Pandemie die Schwächen unserer Gesellschaftssysteme offen. Dabei sei der Höhepunkt der Pandemie noch nicht einmal erreicht.
Zivilgesellschaften stärken
Daher fordert „Brot für die Welt“, dass der Schutz und die Stärkung „besonders verletzlicher Bevölkerungsgruppen“ Vorrang haben muss. Das gelte im besonderen Maße für Kinder und Frauen, Flüchtlinge und Migranten. Dazu gehöre außerdem weltweit Gesundheitsgefahren einzudämmen und Gesundheitsstrukturen zu schaffen. Ohne die entsprechenden Strukturen könne ein möglicher Impfstoff gegen das Corona-Virus nicht effektiv verbreitet werden. Außerdem forderte Füllkrug-Weitzel für Entwicklungs- und Schwellenländer die Bereitstellung finanzieller Mittel, um auch wirtschaftliche Folgen der Pandemie abzumildern.
Darüber hinaus müssen Zivilgesellschaften, zu denen auch Mitarbeiter von Hilfswerken gehörten, gestärkt werden, sagte Füllkrüg-Weitzel. Einige Regierungen hätten die Corona-Krise missbraucht, um Repressionen gegen die Bevölkerung auszubauen und Kritiker zum Verstummen zu bringen.
Positive Zahlen – unsicherer Ausblick
Im vergangenen Jahr hat „Brot für die Welt“ das drittbeste Spendenergebnis seit der Gründung 1959 eingefahren. Insgesamt belaufen sich die Spenden und Kollekten auf 64,4 Millionen Euro. Insgesamt standen dem Werk 312,7 Millionen Euro zur Verfügung – ein Plus von 1,8 Prozent. Für 2020 liegen noch keine Zahlen vor. Dennoch sei momentan ein Spendenzuwachs zu verzeichnen, sagte Füllkrug-Weitzel. Mit Sorge blicke sie jedoch auf die Weihnachtstage. Diese seien traditionell spendenstarke Tage. Sollten im Zuge der Corona-Krise Weihnachtsgottesdienste nur digital oder im kleinen Rahmen stattfinden, würde sich dies negativ auf die Spendeneinnahmen auswirken.
Von: Martin Schlorke