Katholiken und Freikirchler versöhnen sich

Katholische Kirche und die Freikirchen in Österreich haben sich gegenseitig ihre Schuld eingestanden und um Vergebung gebeten. Sie wollen gemeinsam das Evangelium verkünden.
Von Norbert Schäfer
FKÖ-Vorsitzender Reinhard Kummer übergibt den Versöhnungsbrief an Kardinal Christoph Schönborn

In Österreich haben Katholische Kirche und Freikirchen ein Signal der Vergebungsbereitschaft gesetzt. „Ja wir vergeben“, lautete die Antwort der Freikirchen in Österreich (FKÖ) in einem Brief an den Kardinal Christoph Schönborn. Der FKÖ-Vorsitzende Reinhard Kummer überreichte das Schriftstück am Dienstag im Rahmen eines ökumenischen Empfangs im Priesterseminar in Wien.

Der Vergebung war ein Schuldeingeständnis des Kardinals vorangegangen. Im November 2019 bekannte Schönborn, dass Katholische und Evangelische Kirche Freikirchler von Anfang an verfolgt hätten. „Vergebt uns, was unsere Kirche den Täufern in der Reformationszeit angetan hat“, hatte der Kardinal bei einer Festveranstaltung an die Adresse der Freikirchen gerichtet erklärt.

Freikirchen bekennen „Arroganz“

In dem Schreiben vom Dienstag an Kardinal Schönborn drücken die Freikirchen ihre Dankbarkeit um dessen „Bemühungen zur Überwindung historischer Schuld“ aus. In den vergangenen Jahren sei eine „herzliche Beziehung“ zwischen den Traditionen gewachsen. „Wir drücken unseren Dank und unsere Freude darüber aus, dass historische Belastungen mit Hilfe des Heiligen Geistes durch hingebungsvolle Diener unseres Herrn Jesus Christus, (sic) abgebaut werden können“, schreibt der Rat der Freikirchen in Österreich an Kardinal Schönborn.

Die Freikirchen selbst seien „anderen Traditionen“ mit „freikirchlicher Arroganz“ begegnet. Dies habe ebenfalls zu Verletzungen und Distanzierungen geführt. „Deswegen sagen auch wir ‚vergebt uns‘“, heißt es in dem Schreiben. Nun will sich der Rat der Freikirchen dem Schreiben nach in „respektvollem Umgang […], und mit allen Traditionen den Herausforderungen einer zunehmend säkularen Gesellschaft stellen und das Evangelium von Jesus Christus gemeinsam verkündigen.“

Die Freikirchen in Österreich sind seit 2013 anerkannte Religionsgemeinschaft und eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit schätzungsweise mehr als 20.000 Mitgliedern in mehr als 160 Gemeinden in Österreich. Sie bestehen aus fünf freikirchlichen Bünden (Bund der Baptistengemeinden in Österreich, Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich, Freie Christengemeinde – Pfingstgemeinde (FCGÖ), Elaia Christengemeinden (ECG), Mennonitische Freikirche Österreich. In der Reformationszeit war die Täuferbewegung in der Monarchie der Habsburger der Willkür der Katholischen Kirche ausgesetzt.

Von: Norbert Schäfer

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