Nach Einschätzung der Zeitung Welt am Sonntag (WamS) bereitet die „grassierende Verfolgung von Gläubigen“ der Politik und den Kirchen in Deutschland „zunehmend Sorgen“. Der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerkes Kirche in Not, Florian Ripka, sieht das Jahr 2019 gar als „eines der blutigsten Jahre für Christen“.
Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der WamS weltweit 4.136 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Die Zeitung bezieht sich in ihrem Bericht auf den Weltverfolgungsindex der christlichen Hilfsorganisation Open Doors. Das sind 1.354 Opfer mehr als 2017. Nach Angaben der Zeitung wird die Liste der gefährlichsten Länder für Christen in dem bislang unveröffentlichten Weltverfolgungsindex weiter von Nordkorea angeführt, gefolgt von Afghanistan, Somalia, Libyen und Pakistan.
„Die Situation ist in zahlreichen Regionen besorgniserregend: im Nahen Osten, in der Sahel-Region, aber zunehmend auch in Asien“, erklärte der ehemalige Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, gegenüber der Zeitung.
Grübel: Keine konvertierten Iraner, Iraker und Afghanen abschieben
Gegenüber der Zeitung erklärte Markus Grübel (CDU), Beauftragter der Bundesregierung für Religionsfreiheit: „Von Pakistan bis Nigeria haben Christen Probleme! Der fruchtbare Halbmond ist zu einem furchtbaren Halbmond geworden.“ Die Unionspolitiker Kauder und Grübel fordern laut der Zeitung, zum Christentum konvertierte Iraker, Iraner und Afghanen grundsätzlich nicht abzuschieben. „Ob jemand Christ geworden ist, entscheiden die aufnehmenden Kirchen“, erklärte Grübel gegenüber der Zeitung. Die Aufgabe des Staates sei zu entscheiden, ob ein christlicher Konvertit in seinem Herkunftsland verfolgt werde.
Das sieht auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in dem Bericht so. Seiner Ansicht nach könne der Staat nicht über die Ernsthaftigkeit von Taufbegehren urteilen. Dies könnten allein die Kirchen.
Regime missbrauchen Islam
Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), erkennt „missglückte gesellschaftliche Modernisierung, Kriege und grassierende Hoffnungslosigkeit“ bei der jungen Generation als mögliche Ursachen, die im Nahen Osten zu Instabilitäten geführt hätten. Der Islamismus habe diese Umstände für seine Zwecke instrumentalisiert.
Auch für Bedford-Strohm sind Regime, die den Islam missbrauchen, ein Grund der Intoleranz gegenüber anderen Religionen. Der EKD-Ratsvorsitzende sieht deshalb die stärksten Herausforderungen beim Islam. Bekämpfung oder Verdrängung anderer Bekenntnisse dürften „in keiner Religion einen Platz“ haben. Es sei deshalb erforderlich, „die Gewalttraditionen in den eigenen Heiligen Schriften selbstkritisch in den Blick zu nehmen“ um der Intoleranz zu wehren.
Von: Norbert Schäfer