Bei einer Serie von Bombenanschlägen in Sri Lanka waren am Ostersonntag mindestens 253 Menschen ums Leben gekommen und 485 weitere verletzt worden. Innerhalb kurzer Zeit hatten Selbstmordattentäter drei Kirchen und drei Hotels angegriffen. Die Polizei geht davon aus, dass die Tat von einer radikalen islamistischen Gruppe verübt wurde, die Verbindungen zum „Islamischen Staat“ haben soll.
Wie Silke Diettrich vom ARD-Studio Südasien für die „Tagesschau“ berichtet, finden in den meisten Kirchen der sri-lankischen Erzdiözese Colombo nun wieder die ersten Sonntagsgottesdienste statt. In der Kirche St. Philip in Colombo seien derzeit sonntags weniger als die Hälfte der Bänke besetzt. „Viele Katholiken scheinen sich noch nicht wieder in ihr Gotteshaus zu trauen“, berichtet Diettrich. Eine Gottesdienstbesucherin sagte ihr: „Wir spüren immer noch die Angst in uns. Aber als ich in die Kirche eingetreten bin, war ich sehr glücklich. Das Glücksgefühl ist gerade größer als die Angst.“ Die Frau habe die Opfer des Anschlags nicht persönlich gekannt, aber sie trauere um ihre christlichen Schwestern und Brüder, und der Gottesdienst spende ihr Trost.
Von einer Sekunde auf die andere drei Kinder verloren
Der Familienvater Pradeep Thushantha berichtet, dass er zur Zeit der Anschläge selbst nicht in den Gottesdienst habe gehen können, weil er Nachtdienst hatte. Seine Frau und seine drei Kinder hingegen seien morgens in der Kirche gewesen. Als er seine Familie von der Kirche abholen wollte, habe Thushantha einen lauten Knall gehört. Der ARD-Reporterin erzählt er: „Ich bin in die Kirche gelaufen und habe den Körper meiner Frau auf dem Boden liegen sehen. Ich habe ihr Kleid erkannt. Sie hat noch geatmet. Mein Sohn und meine beiden Töchter lagen neben ihr. Meine Kinder, alle tot. Ich habe sie nacheinander umarmt und Gott gefragt: Wie kann es passieren, dass alle meine Kinder, innerhalb nur einer Sekunde, auf einmal nicht mehr am Leben sind?“ Thushantha Frau starb einen Tag später im Krankenhaus. Was bleibt, sind die Fotos von ihr und den Kindern, die Pradeep an der St. Sebastian Kirche aufgehängt hat.
Auf den Straßen in Colombo patrouillieren nach wie vor viele Sicherheitskräfte, berichtet die ARD, besonders vor Hotels, Moscheen, Tempeln und Kirchen. Die Hotels und die Strände seien menschenleer. Allerdings erklärte der Armeechef von Sri Lanka, es bestehe kaum noch die Gefahr, dass Islamisten weiter angreifen könnten. Es wurden inzwischen über 150 Menschen im Zusammenhang mit den Attentaten festgenommen.
Nun sollen auch die katholischen Schulen im Land wieder öffnen, berichtet die „Tagesschau“. Die rund 10.000 staatlichen Schulen sind schon seit vergangenem Montag geöffnet, bisher kämen aber nur sehr wenige Schüler zum Unterricht.
Von: Jörn Schumacher