Die meisten Westeuropäer sehen sich nach wie vor als Christen, aber nur noch wenige gehen regelmäßig in einen Gottesdienst. Das hat eine Studie des Pew Research Centers über Glauben und religiöse Praktiken in Westeuropa offengelegt. Demach bezeichnen sich in Deutschland 71 Prozent der Befragten als Christen, in Italien und Österreich sind es 80 Prozent, in den Niederlanden dagegen nur noch 41 Prozent.
In Deutschland gaben rund 22 Prozent der Befragten an, mindestens einmal im Monat einen Gottesdienst zu besuchen. Die Studie bezeichnet diese Gruppe als „Praktizierende Christen“. Die Mehrheit, es sind 49 Prozent, gab hingegen an, dies nicht zu tun. Sie werden in der Pew-Studie als „Nicht praktizierende Christen“ bezeichnet. Die Studie zeigt: Durchschnittlich besuchen nur rund 18 Prozent der Befragten in Westeuropa mindestens einmal pro Monat einen Gottesdienst. Mehr als doppelt so viele, rund 46 Prozent, tun dies nicht.
Mehrheit glaubt an höhere Macht
In allen Ländern, mit Ausnahme Italiens – dort halten sich die beiden Gruppen die Waage –, ist die Zahl der nicht praktizierenden Christen höher als die der praktizierenden Christen. Die Zahl der nicht praktizierenden Christen übersteigt in den meisten Ländern auch die Zahl der Personen ohne Religionszugehörigkeit. Das sind solche Personen, die sich selbst als Atheisten, Agnostiker oder „keiner bestimmten religiösen Gemeinschaft angehörig“ oder als „konfessionslos“ bezeichnen.
Die meisten praktizierenden Christen (64 Prozent) geben in der Studie an, an Gott, „wie er in der Bibel beschrieben wird“, zu glauben. Das sagen auch 24 Prozent der nicht praktizierenden Christen. Sie gaben dagegen eher (51 Prozent) an, an eine andere höhere Macht oder spirituelle Kraft im Universum zu glauben. Die überwiegende Mehrheit der nicht praktizierenden Christen, ebenso wie die Mehrheit der Konfessionslosen, befürwortet der Studie zufolge die legale Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehe.
Negative Ansichten über Einwanderer
Für die Umfrage hat das Pew Research Center von April bis August 2017 Telefoninterviews unter 24.599 Erwachsenen im Alter ab 18 Jahren in 15 westeuropäischen Ländern (Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Protugal, Spanien, Schweden Schweiz und Großbritannien) durchgeführt.
Die Autoren schreiben, dass „die christliche Identität in Westeuropa mit einem höheren Grad von negativen Gefühlen gegenüber Einwanderern und religiösen Minderheiten einher geht“. Personen, die sich selbst als Christen identifizierten, äußerten demnach eher als Konfessionslose negative Ansichten über Einwanderer, Muslime und Juden. Etwa 58 Prozent der praktizierenden Christen gaben an, dass die Regierungspolitik die religiösen Werte und Glaubensvorstellungen in ihrem Land unterstützen sollte.
Von: Norbert Schäfer