Christen im Jemen stehen massiv unter Druck. Der Weltverfolgungsindex der Hilfsorganisation Open Doors listet das Land auf Platz acht der weltweit schlimmsten Christenverfolger, die Menschenrechtler sprechen von Verhaftungen, körperlicher und seelischer Misshandlung und Vertreibung. Dennoch scheinen immer mehr Jemeniten vom Islam zum Christentum zu konvertieren. Das teilte der Stephanuskreis der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag am Dienstagabend mit.
Die Abgeordneten des Kreises setzen sich für verfolgte Christen ein. Im Rahmen einer Sitzung am Montag hörten sie die Berichte von zwei extra angereisten jemenitischen Christen über zunehmende Konversionen im Land. Die Identität der beiden muss geheim bleiben, weil sie aufgrund ihres Glaubens in ihrer Heimat in Gefahr sind. Ihren Berichten zufolge steigt die Zahl der Christen im Land, obwohl Konvertiten durch extremistische Gruppierungen wie den „Islamischen Staat“ (IS) oder Al Kaida bedroht werden. Christen im Jemen könnten sich ausschließlich im Untergrund treffen, erklärte ein Sprecher des Stephanuskreises. Die letzten vier noch existierenden Kirchengebäude im Land dienten ausschließlich ausländischen Gläubigen. Die einheimischen Christen organisierten sich via Social Media. Ihre Zahl werde auf 5.000 bis 10.000 geschätzt.
Anlässlich dieser Erkenntnisse ruft der Vorsitzende des Kreises, Heribert Hirte (CDU), zu mehr Einsatz für die Christen im Jemen auf: „Als ersten Schritt müssen wir die Mauer der Gleichgültigkeit durchbrechen. Die Christen im Jemen brauchen Schutz: Wir müssen ihr Engagement im Bereich humanitärer Hilfe mit internationaler Hilfe unterstützen“, teilte er mit. Der Jemen solle auch durch deutsche Entwicklungszusammenarbeit beim Wiederaufbau unterstützt werden. Der Stephanuskreis fordert zudem mehr öffentliche Aufmerksamkeit für das Leid der Jemeniten. Derzeit litten 82 Prozent der Bevölkerung an Hunger, etwa 24 von 29 Millionen Menschen seien von humanitären Hilfsleistungen abhängig.
Von: Anna Lutz