Auf dem Video, das mittlerweile über 1,8 Millionen Mal angesehen wurde und von vielen Menschen bei Twitter mit einem Herz versehen und weitergeleitet wurde, ist ein Mann mit noch unbekanntem Namen zu sehen. Er hält eine Bibel in der Hand und predigte auf einem Platz vor der U-Bahn-Station Southgate im Norden Londons. Zwei Polizeibeamte kommen auf ihn zu und sagen ihm, er sorge für Unruhe.
Der eine Polizist fragt ihn: „Was tun Sie hier?“, und der Mann antwortet: „Ich predige.“ Der Polizist sagt: „Sie predigten. Ich muss Sie bitten, wegzugehen.“ Der Prediger antwortet: „Das können Sie nicht!“ Daraufhin legt der Polizist dem Mann Handschellen an und verhaftet ihn mit der Begründung, er störe den öffentlichen Frieden. Der Prediger versichert, dass er nur predige: „Ich muss die Wahrheit sagen“, sagt er. „Jesus ist der einzige Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Der Polizist unterbricht ihn und sagt: „Das will niemand hören.“
Als der zweite Polizist ihm die Bibel aus der Hand reißt, sagte der Prediger: „Nehmen Sie mir nicht meine Bibel weg!“ Der Polizist antwortet: „Sie hätten vorher nachdenken sollen, bevor Sie sich rassistisch äußern.“ Auf dem Video ist keine rassistische Aussage von dem Prediger zu hören. Es wurde über 14.000 Mal retweetet und erhielt über 27.000 Likes.
Die Londoner Metropolitan Police hat bislang nicht auf Nachfragen von pro reagiert.
Prediger kehrte angeblich zurück zur U-Bahn-Station
Der ehemalige britische Parlamentarier David Burrowes schreibt auf seiner Facebook-Seite, er habe aufgrund des Videos der Polizei des besagten Londoner Bezirks eine E-Mail geschrieben. Burrowes war von 2005 bis 2017 Mitglied des britischen Parlaments. Die Polizei habe geantwortet: „Am Samstag, den 23. Februar, um ungefähr 13:55 Uhr, erhielt die Polizei einen 999-Anruf von einem Bürger, der über das Verhalten eines Mannes vor der U-Bahn-Station Southgate besorgt war. Der Anrufer sagte den Polizeibeamten, der Mann habe islamophobe Äußerungen gemacht, woraufhin er mit einer kleinen Gruppe von Menschen konfrontiert wurde. Die Polizeibeamten sprachen mit einem weiteren Zeugen, und der bestätigte die Vorwürfe des ursprünglichen Anrufers.“
Die Polizeibeamten hätten den Prediger daraufhin aufgefordert, den Ort zu verlassen, was er verweigerte. Deswegen nahmen die Polizisten den Mann fest wegen Störung des öffentlichen Friedens. Als später offenbar klar wurde, dass der Mann nicht an den Ort zurückkehren würde, wurde er wieder freigelassen. Es wurden keine weiteren Anklagen gegen ihn erhoben.
Gegenüber dem amerikanischen Magazin faithwire teilte die britische Polizei mit, der Vorwurf der rassistischen Äußerung sei zwar erhoben worden, könne aber bislang nicht bestätigt werden. „Die Polizei gab zu, dass trotz der Vorwürfe der Polizisten, der Prediger habe sich rassistisch geäußert, er offenbar nichts dergleichen gesagt hat.“
Laut der britischen christlichen Organisation „Christian Concern“ handelte es sich bei dem Prediger um einen Mann, der Olu genannt wird. Weiter hieß es, Olu sei „ohne Geld in einer unbekannten Gegend ausgesetzt worden“. Weiter heißt es: „Glücklicherweise habe ein Bürger ihm Geld gegeben.“ Anschließend sei Olu erneut zur U-Bahn-Station Southgate gefahren und habe dort gepredigt, schreibt die Organisation auf ihrer Facebook-Seite.
Von: Jörn Schumacher