Arzt, Christ, Frauenrechtler: Nobelpreis für Mukwege

Der frisch gekürte Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege operiert Frauen, die durch Vergewaltigungen schwer verletzt wurden. Der Sohn eines Pfingstpastors ist selbst gläubig und ruft Christen dazu auf, das Evangelium authentisch zu leben.
Von Anna Lutz
Denis Mukwege kämpft für eine Welt, in der leidende Frauen die Gnade Gottes erleben können

Was Frauen in Kriegsgebieten zustößt, ist für die meisten wohl nicht einmal vorstellbar. Denis Mukwege sieht Tag für Tag mit eigenen Augen, welches Leid die Kämpfe in seiner Heimat Kongo verursachen. Auf seinem Operationstisch landen Frauen, die durch Vergewaltigungen schwer verletzt oder verstümmelt wurden. Sie wieder gesund zu machen, ist seine Mission. Deshalb eröffnete er 1999 das Panzi-Krankenhaus in einer kriegserschütterten Region des Kongo. Mehr als 50.000 Frauen haben er und sein Team seitdem operiert. Dafür wird er auch „Dr. Wunder“ genannt. Nun hat es ihm den Friedensnobelpreis beschert.

Für die Rechte von Frauen in der Kirche

Mukweges größtes Vorbild ist nach eigenen Angaben sein Vater. Der war Pastor einer Pfingstgemeinde, genauer, der schwedischen Mission der freikirchlichen Erweckungsbewegung. Dieser Hintergrund bewegt Mukwege bis heute. Die Kirche müsse für Gerechtigkeit stehen und den Schwachen eine Stimme geben, zitiert das Portal Evangelisch.de den 63-Jährigen bei einer Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 2017 in Namibia. Dort soll er die Kirchen auch dazu aufgerufen haben, ihren Umgang mit Frauen zu überdenken, etwa in Fragen der Ordination.

Christianity Today berichtet, er habe bei demselben Treffen erklärt, Christen müssten ihren Glauben auch praktisch leben, ansonsten könnten sie nie die Mission erfüllen, die Jesus für sie vorgesehen habe. Und weiter: „Es ist unsere Aufgabe als Erben von Martin Luther, mit Gottes Wort die Macho-Dämonen auszutreiben, die die Welt befallen haben, und es Frauen, die Opfer männlicher Barbarei geworden sind, zu ermöglichen, Gottes Herrschaft in ihrem Leben zu erfahren.“ Im 21. Jahrhundert sei das Evangelium dann glaubhaft, wenn Christen die Gnade, sie sie selbst erfahren hätten, weitergäben. Die Kirche müsse ein Licht sein, das die Welt erhellt, und für Gerechtigkeit, Wahrheit und Freiheit kämpfen. Wie er selbst einst erklärte, wurde er Arzt, weil er seinen Vater beim Beten mit Kranken beobachtete. Medizin studierte er in Burundi, seine Ausbildung zum Gynäkologen absolvierte er in Frankreich.

Einsatz unter Lebensgefahr

Der fünffache Vater war bereits mehrfach für den Friedensnobelpreis nominiert. Die Nachricht von seinem Sieg in diesem Jahr, erreichte ihn laut Spiegel Online per Funkradio direkt im OP, wo er gerade operierte. Seit einem Mordanschlag im Jahr 2012 lebt Mukwege auf dem schwer bewachten Krankenhausgelände. Als er damals von einer Rede vor den Vereinten Nationen in New York zurückkehrte, drangen Schwerbewaffnete in sein Haus ein. Mukwege überlebte, ein Mitarbeiter starb. Im vergangenen Jahr wurde laut der Zeitung Die Zeit einer seiner Kollegen getötet. Der Einsatz für Frauen im Kongo und auch die Kritik, die Mukwege immer wieder laut an den Zuständen in seinem Heimatland äußert, machen ihn zur Zielscheibe.

International hingegen ist er bereits vielfach für sein Lebenswerk geehrt worden. Er ist Träger des UN-Menschenrechtspreis, des Alternativen Nobelpreises oder des Sacharow-Preises. Den Friedensnobelpreis erhält er gemeinsam mit der UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad, die von Terroristen des IS gefangen gehalten und vergewaltigt wurde: „Ich teile diese Auszeichnung mit allen Jesiden, allen Irakern, allen Kurden, allen Minderheiten und allen auf der Welt, die sexuelle Gewalt überlebt haben“, sagte die Jesidin laut Spiegel Online am Freitag.

Von: Anna Lutz

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