Seine Eltern waren Methodisten, und als Kind ging er regelmäßig zum Gottesdienst und in die Sonntagsschule. Als sich der Schweizer Biologe Peter Homberger als Jugendlicher auf die Sinnsuche begab und Antworten suchte, fand er Antworten in der Baptistengemeinde Zürich. Wie der Schweizer Tagesanzeiger, der ihn portraitiert hat, schreibt, studierte Homberger da bereits Biochemie an der ETH Zürich. „Ich wollte den Ursprung und die Mechanismen des Lebens verstehen“, sagte er der Zeitung.
Heute ist der 63-jährige promovierte Mikrobiologe davon überzeugt, das die Entstehung des Lebens kaum ohne einen höheren intelligenten Schöpfer zu erklären ist, wie er dem Tagesanzeiger sagte. Homberger promoviert am Institut für Zellbiologe an der ETH zur Organisation von Chromatin in Chromosomen bei der Zellteilung.
Der Biologe sieht keinen Widerspruch zwischen der Arbeit als Naturwissenschaftler und der Ansicht von der Schöpfung durch Gott. In Online-Foren habe er jedoch beobachtet, dass Kritiker der Evolutionstheorie als „weltfremde Spinner“ abgekanzelt werden. Daraufhin beschloss er, vernünftige Argumente gegen die Evolutionstheorie in einem Buch zu versammeln, es trägt den Titel „Schöpfung oder Evolution – ein Faktencheck“.
„Ziel des Büchleins ist es, zu zeigen, dass beide Lager letztlich auf Glauben angewiesen sind“, sagt Homberger, der laut Tagesanzeiger teilweise auf ein Standardwerk eines bekannten deutschen Evolutionsbiologen und Kreationisten zurückgriff. Die chemische Funktionsweise einer lebenden Zelle sei so komplex, dass es für die hier verarbeiteten Informationen einen übergeordneten Plan gebraucht habe. Diesen Plan könne nur ein höhergestelltes, intelligentes Wesen geschaffen haben, nämlich Gott.
Letztlich eine Frage der Wahrscheinlichkeit
Nach seinem Doktorat und zwei Forschungsaufenthalten wechselte Homberger in die Kosmetik- und Pharmabranche. Zuletzt leitete er 14 Jahre lang die Schweizerische Normenvereinigung (SNV) mit Sitz in Winterthur. Vor fünf Jahren musste er sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, denn er erkrankte an Parkinson. Der Biologe nutzte seine neu gewonnene Zeit unter anderem dazu, sich wieder in die Fragen zur Evolution zu befassen. Für ihn ist klar: „Kein seriöser Wissenschaftler kann eine schöpferische Intelligenz a priori ausschliessen. Dafür ist der heutige Wissensstand zur Evolution noch zu lückenhaft.“
In seinem Buch untersucht er Argumente von Evolutionstheoretikern genauer. Wie etwa das Miller-Experiment, das einst als bahnbrechend galt. Dabei hat der Biochemiker Stanley Miller vor 60 Jahren in einem Laborexperiment die Ur-Atmosphäre mit Wasser, Wasserstoff, Ammoniak und Methan simuliert, und das ganze mit Blitzen versorgt. Dadurch bildeten sich zufällig einige Aminosäuren und komplexe Moleküle, die heute in Zellen vorkommen. Doch unter Sauerstoff werden die Aminosäuren wieder zerstört. „Anordnungen wie in Millers Versuch gibt es in der Natur nicht“, heißt es im Tagesanzeiger. Homberger kritisiert, dass aus Zufall keine Gene entstanden sein können, so wie aus Lego-Bausteinen per Zufall nicht so etwas Komplexes wie der Kölner Dom entstehen kann.
Homberger plädiert dafür, sich in der Frage der Evolution anderen Positionen und Argumenten nicht zu verschließen. Sowohl bei Vertretern der Schöpfungstheorie wie der Evolution basierten beide Seiten letztendlich auf der Frage nach der größeren Plausibilität und Wahrscheinlichkeit. „Und ich verhehle nicht, dass letztlich auch persönliche Erfahrungen die eigenen Überzeugungen prägen.“
Von: Jörn Schumacher