US-Präsident Donald Trump hat in den vergangenen Wochen nur mit Medien gesprochen, die ihm wohlgesinnt berichten. Neben dem Nachrichtensender Fox News gehört dazu auch der christliche Sender CBN. Am Mittwoch sprach Trump mit Gründer und Moderator Pat Robertson. Dass ein US-Präsident wiederholt mit dem christlichen Nischenprogramm, anstatt mit einem der großen Networks spricht, ist ungewöhnlich. „Ihr habt ein großartiges Publikum, Menschen die ich liebe“, sagte er über CBN. Kritische Fragen blieben bei dem Interview aus, der Moderator lobte Trump sogar mehrfach – ein Vorgehen, das nicht journalistischen Standards entspricht.
Im Gespräch, das am Donnerstag gesendet wurde, äußerte sich Trump ausführlich über sein „exzellentes“ Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, weswegen das Interview auch in säkularen US-Medien große Beachtung fand. So wie er selbst das Beste für die USA wolle, strebe Putin das Beste für Russland an, sagte Trump. Doch man könne auch bei Themen zusammenfinden: Der Waffenstillstand in Syrien sei ein wichtiger Erfolg, den er mit Russland erreicht habe.
Moderator Robertson versicherte Trump, Tausende und Abertausende Christen würden für ihn beten. „Die Evangelikalen waren so großartig zu mir“, sagte Trump mit Blick auf sein gutes Abschneiden unter evangelikalen Wählern. Der US-Präsident verwies auf sein Dekret zur Stärkung der Religionsfreiheit und sagte, er höre gerne die Meinung von Predigern, Geistlichen und Rabbinern. Gläubige Menschen würden in den USA künftig wieder gehört.
Evangelikale beten für Trump im Oval Office
Am Montag beteten rund zwei Dutzend Wortführer aus der evangelikalen Szene der USA im Oval Office für Trump und legten ihm dazu die Hände auf. Johnnie Moore, ehemaliger Vizepräsident der christlichen Liberty-Universität, veröffentlichte ein Foto des Geschehens. Zu den christlichen Besuchern gehörten die Pastorin und Trump-Beraterin Paula White, der Präsident des konservativen Family Research Council, Tony Perkins, und der christlich-konservative Lobbyist Ralph Reed von der „Faith and Freedom Coalition“. Auch der Pastor John Hagee, Gründer von „Christen gemeinsam für Israel“, und der Baptisten-Pastor Robert Jeffress nahmen an dem Treffen teil.
Moore sagte gegenüber CBN News, es gebe eine „substantielle Beziehung“ zwischen der Trump-Regierung und den Evangelikalen. Die christlichen Leiter hätten eine „offene Tür“ im Weißen Haus.
Obwohl eine Mehrheit der US-Evangelikalen für Trump gestimmt hat, ist er unter Gläubigen umstritten. Während viele ihn unterstützen, unterzeichneten etwa die bekannten Pastoren Bill Hybels und Timothy Keller einen offenen Brief, in dem Trumps vorübergehendes Einreiseverbot für Menschen aus mehrheitlich islamischen Staaten kritisiert wird. (pro)
Von: mb