Österreichische Muslime, die keine aktiven Mitglieder in islamischen Organisationen sind, zeichnet zweierlei aus: Bei über einem Drittel findet sich ein großes Potenzial für fundamentalistische Einstellungen. Gleichzeitig befinden sich aber auch viele Muslime in einem Säkularisierungsprozess. Das besagt eine neue Studie des Instituts für Islamische Studien in Wien. Der Leiter Ednan Aslan konzentrierte sich mit den beiden Soziologen Jonas Kolb und Erol Yildiz laut der Tageszeitung Die Presse bewusst auf diese Bevölkerungsgruppe außerhalb der Moscheevereine, weil sie die muslimische Mehrheit in Österreich darstellt.
40 Prozent dieser Muslime schätzt die Studie als „eher säkular“ lebend ein. Zum einen sind das Muslime, die Religiosität nur aufgrund der kulturellen Gewohnheit leben oder Muslime, bei denen die Studie nur einer „ungebundenen Restreligiosität“ festgestellt hat. Demnach wächst diese Gruppe. Der größte Teil der befragten Muslime betrachtet sich allerdings weiterhin als religiös.
Studienleiter Aslan überraschten die teils fundamentalistischen Einstellungen der Befragten, die bei über einem Drittel (34,6 Prozent) zu finden waren. Als fundamentalistisch wurde beispielsweise die Aussage gewertet, dass im Verhältnis zu anderen Religionen nur die eigene Religion Recht hat. Aus den Antworten der Befragten lasse sich laut der Studie aber kein Hang zur Gewalt gegenüber Nichtmuslimen herauslesen.
Dürfte ihr Kind jemanden heiraten, der eine andere Religion ausübt?
Die Studie fragte die Teilnehmer auch, ob sie Probleme damit hätten, wenn ihr Kind jemanden mit einer anderen Religionszugehörigkeit heiraten würde. Ein Drittel der Befragten schätzte dieses Szenario als „sehr bedrohlich“ ein. Bei der Frage, ob die eigenen Kinder am gemeinsamen Schulunterricht teilnehmen dürfen, gab es wiederum eine hohe Zustimmung. Auch wies der Soziologe Yildiz daraufhin, dass bei einer solchen Umfrage unter Christen insgesamt ähnliche Ergebnisse herauskommen würden. (pro)
Von: mm