Mindestens 25 Tote und mehr als 78 Verletzte hat nach jüngsten Angaben aus Ägypten ein Terroranschlag auf die koptische St.-George-Kathedrale in Tanta gefordert. Der Ort liegt im ägyptischen Delta zwischen Kairo und Alexandrien. Das ägyptische Fernsehen sendete eine Tonaufnahme vom Priester während des Palmsonntag-Gottesdienstes, als einer gewaltigen Explosion Schreie der Verletzten folgten. Präsident Abdel Fattah al-Sisi gab die Anweisung, Militärhospitäler für die Verwundeten des Anschlags zu öffnen.
Die Bombe soll unter einem Stuhl in der Kirche deponiert worden sein. Es hat schon mehrere Anschläge auf koptische Kirchen in Ägypten gegeben. Seit Beginn des arabischen Frühlings sind mehr als eine Million Kopten außer Landes geflohen.
Terrormiliz Islamischer Staat reklamiert Anschläge für sich
Wenige Stunden später sprengte sich den Angaben der staatlichen Zeitung Al-Ahram zufolge ein Selbstmordattentäter außerhalb einer Kirche in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria in die Luft. Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass hier mindestens elf Menschen getötet und weitere 35 verletzt worden seien. Der Attentäter war vorher am Einlass in die St.-Markus-Kirche gehindert worden. Papst Tawadros II. hatte zuvor die Palmsontagsmesse in der Kirche gelesen und hielt sich noch in dem Gebäude auf, als sich der Selbstmordattentäter seinen Anschlag ausführte. Tawadros blieb unverletzt.
Die Terrormiliz Islamischer Staat hat die Anschläge in Ägypten für sich reklamiert. Die Explosionen in Tanta und Alexandria seien von ihnen verursacht worden, berichtete das IS-Sprachrohr Amak am Sonntag. Ob die Mitteilung echt ist, konnte zunächst nicht unabhängig untersucht werden.
Verfolgung und Diskriminierung
Die Kopten sind eine der ältesten christlichen Gemeinden der Welt. Sie pflegen Traditionen, die bis auf die Zeit der Pharaonen zurückgehen. Die Kopten stellen etwa 10 Prozent der Bevölkerung. Sie sind immer wieder Verfolgungen und Diskrimination durch die muslimische Mehrheit im Land ausgesetzt.
Neben Anschlägen auf Kirchen in Ägypten, so wurden im Dezember 30 Menschen bei einer Bombenattacke getötet, kam es in den vergangenen Tagen zu Angriffen auf Kopten im Norden des Sinai. Dort sind Al-Kaida und andere extremistische Organisationen aktiv. Bei den neuesten Angriffen in Rafah nahe dem Gazastreifen und in El-Arisch wurden mehrere Christen ermordet. Das führte zu einer Massenflucht aus dem Norden der Sinai-Halbinsel.
Die israelische Regierung hat die Bürger davor gewarnt, über das Passahfest in den Sinai zu reisen. Dieses beginnt am Montagabend. (pro)
Von: Ulrich W. Sahm/mab