Werbekampagne: Staatlich finanzierte Sexualisierung mit politischer Absicht
In der Schweiz ziehen Minderjährige gegen sexuell explizite Werbung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) vor Gericht. Die Familienberaterin Regula Lehmann nennt die Werbekampagne „primitiv“ und gefährlich – die Macher wiegeln ab.
Von PRO
Foto: pro
Die Bilder der schweizer Kampagne „Lovelife” sind teils sehr deftig. Auf der Webseite werden nackte hetero- und homosexuelle Paare beim Vorspiel gezeigt
„Was hier beworben wird, ist hochgeradig gesundheitsgefährdend“: Mit harten Worten kritsiert die diplomierte Schweizer Familienberaterin Regula Lehmann die Werbekampagne „Lovelife“ des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Ein schwules Paar im Bett, zwei junge Menschen beim Sadomaso, Sex unter der Dusche – mit diesem Werbefilm sorgte das Schweizer BAG 2014 für Aufsehen. Zum Schluss zeigt der kurze Film das Bild eines verpackten Kondoms, die finale Werbebotschaft lautet: „Bereue nichts“. Das BAG will mit seiner Kampagne aus dem Jahr 2014, zu der es auch Plakate mit sexuellen Motiven gibt, sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV vorbeugen. 35 Kinder und Jugendliche bringen die Angelegenheit nun mit Unterstützung eines christlichen Vereins vor das Bundesgericht, nachdem sie mit einer Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen bereits gescheitert sind.
„Schamgefühl ist wichtiger Schutzfaktor bei Kindern“
„Diese Kampagne ist staatlich finanzierte Sexualisierung der Bevölkerung und verfolgt missionarisch das Ziel, sexuelle Vielfalt zu bewerben und in der Gesellschaft zu etablieren“, erklärte Lehmann gegenüber pro. Die Autorin des Buches „Sexualerziehung? Familiensache!“ ergänzt: „Schamgrenzen werden massiv verletzt. Ohne Rücksicht auf die Schäden, die dadurch nicht nur, aber vor allem bei Kindern und Jugendlichen verursacht werden.“ Das Motto, jeder solle tun und lassen, was ihm gefällt, sei zunehmend der gesellschaftliche Tenor geworden, was sich auch in den Abstimmungsergebnissen zu Ehe-, Familien– und Lebensschutzthemen niederschlage.
Auf die Frage, was die bei der Kampagne verwendeten sexuellen Darstellungen bei Kindern und Jugendlichen auslösen können, antwortete Lehmann: „Die Zerstörung des Schamgefühls durch übergriffige Bilder führt bei Kindern entweder zu Ekel und Abwehr oder zu einem nicht altersgerechten, verfrühten Interesse an Sexualität. Beides stört die gesunde, natürliche Entwicklung.“ Zudem sei bereits zu beobachten, dass es häufiger zu Übergriffen unter Gleichaltrigen komme.
„Zudem steigt durch das Bewerben von sexueller Vielfalt die Verunsicherung bezüglich der eigenen sexuellen Identität. Jugendliche sind in einer sensiblen Phase ihrer Entwicklung und sollten nicht durch Lobbyisten einseitig beeinflusst und verunsichert werden.“
BAG: „Darstellung der Sexualität ist angemessen“
Das Schweizer BAG wies die Kritik zurück und bezeichnete die Werbekampagne auf Anfrage von pro als angemessen. „Wir achten bei jeder Kampagne darauf, dass nur erwachsene Personen gezeigt werden, die sich gleichberechtigt und respekt- wie auch liebevoll zugewandt sind“, teilte das BAG mit. Die in der Werbung abgebildeten Personen seien keine Schauspieler, sondern echte Liebespaare. „Die Bilder sind aber aus unserer Sicht weder reißerisch noch effekthascherisch, sondern sehr verantwortungsvoll inszeniert.“ Zudem werde auf die Webseite der Kampagne verwiesen, wo es ebenfalls um Verantwortung gehe. Die Webseite zeigt unter anderem Bilder von nackten hetero- und homosexuellen Paaren beim Vorspiel und fordert den Nutzer auf, einem „Manifest“ zuzustimmen, in dem es unter anderem heißt: „Ich lebe, wie es mir gefällt und liebe, wen ich will. Denn ich habe nur dieses eine Leben.“
Eine Gefährdung von Kindern sieht das BAG nicht: Kinder seien im Alltag, etwa auf dem Schulhof oder am Handy, oft mit sexuell konnotierten Bildern in Kontakt. „Falls Kinder diese Bilder sehen, ist es eine gute Gelegenheit, den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten auf eine altersgerechte Art mit ihnen zu besprechen“, hofft das Bundesamt. „Dass dies nicht immer einfach ist, liegt in der Natur der Sache, weil ja auch wir Erwachsene uns zuweilen schwer tun, über dieses Thema zu sprechen.“
Regula Lehmann kann das nicht nachvollziehen: „An schulischen Informationsabenden werden wir als Eltern aufgefordert, Kinder vor sexuellen Darstellungen und Pornografie zu schützen und unseren Jugendlichen zu sagen, dass das Versenden von Nacktbildern strafbar ist“, sagt sie. „Doch sobald unsere Kinder das Haus verlassen, sehen sie – vom Staat finanziert – genau das, wovor wir sie zu Hause schützen sollen. Das ist absolut paradox.“ (pro)
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