Christentum in Syrien und im Irak vom Aussterben bedroht
Die systematische Vernichtung des Christentums in Syrien darf nicht so weitergehen. Das mahnte Daniyel Demir, Vorsitzender des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland, bei einer SPD-Veranstaltung über friedensethische Grundsätze und politische Verantwortung im 21. Jahrhundert am Freitag in Berlin an.
Von PRO
Foto: pro/Norbert Schäfer
Daniyel Demir ist Vorsitzender des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland
Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland, Daniyel Demir, befürchtet, dass das aramäische Christentum in Syrien und im Irak vom Aussterben bedroht ist. Demir verwies auf die jahrhundertelange Präsenz seines Volkes in Syrien. Das Land habe bereits in biblischer Zeit den Namen Aram getragen. „Es darf nicht sein, dass der Nahe Osten und Syrien frei von Christen wird“, erklärte Demir am Freitag auf einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion sowie des Arbeitskreises „Christen und Christinnen in der SPD“. Er plädierte für eine werteorientierte Sicherheits- und Außenpolitik. Die systematische Vernichtung des Christentums in Syrien dürfe nicht weiter voranschreiten. Dies bedeute für die Region „eine kulturelle Selbstverstümmelung“. Die weltweite muslimische Gemeinschaft sei aufgefordert, die Differenz zwischen der „blutrünstigen Ideologie“ der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und dem Islam als einer friedlichen Religion aufzuzeigen. „Die Christen waren elementarer Teil der Zivilbevölkerung“, sagte Demir. Christen könnten auch in der Zukunft eine Schlüsselrolle zur Vermittlung in den Konflikten einnehmen.
Das sieht der Leiter der internationalen Abteilung bei der Deutschen Bischofskonferenz, Ulrich Pöner, ähnlich. „Ich habe sehr viele Christen gesprochen, die auf dem Sprung sind“, sagte Pöner. Wunsch der Kirchen sei, dass möglichst viele Christen in den Ländern bleiben. Er sei aber gegen politisch-administrative Hürden, die die Menschen dazu zwingen, dort zu bleiben. In Syrien, Jordanien und im Irak sei er immer wieder mit einer Verschwörungstheorie konfrontiert worden. Derzufolge fühle sich Israel unsicher. Besonders der syrische Präsident Assad habe sich Israel in den Weg gestellt. Deshalb hätten die Amerikaner beschlossen, im Einvernehmen mit den Israelis das Regime Assad zu beseitigen. Dafür würden diese beiden Mächte alles in in Kauf nehmen. „Das erzählt man ihnen nicht einfach auf dem Dorf“, sagte Pöner, „sondern von sehr hochrangiger Seite“. Diese Wahrnehmung verhindere jede Handlungsperspektive und Strategie zur Beilegung der Konflikte. Nach Pöners Auffassung gelte es vornehmlich, diese Wahrnehmung zu unterlaufen und in Frage zu stellen.
Steinmeier im „Krisenmodus“
Nach Ansicht der Beauftragten für Kirchen und und Religionsgemeinschaften der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, ist Terror eine Form der Gotteslästerung. In vielen Konflikten würden Religionen missbraucht. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte: „Im Angesicht von scheinbar unerträglichen Situationen trägst du Verantwortung für dein Tun genauso wie für dein Nichttun.“ Diese Verpflichtung gelte für einen Sozialdemokraten und „Christenmenschen“ gleichermaßen. Im Blick auf die blutigen Auseinandersetzungen in Syrien erklärte der SPD-Politiker: „Es ist eine moralische Pflicht, das Blutvergießen zu beenden.“
Viele hätten zu lange geglaubt, das Ende des Krieges sei nur mit militärischen Mitteln zu erreichen. Ohne den Einsatz von Militär hätte der IS ansonsten mittels einer Mischung aus „mittelalterlicher Barberei und Smartphone“ die gesamte Region erobert, erklärte der Außenminister. „Die Krisen der Welt sind unmittelbar bei uns in Deutschland angekommen“, sagte Steinmeier. Seine Aufgabe als Außenminister gehe derzeit im „Krisenmodus“ auf zur Entschärfung akuter Konflikte. Die aktuellen Krisen sind nach Steinmeiers Ansicht „die Spätfolgen der Blockkonfrontation“ zwischen Ost und West im Kalten Krieg. An die Stelle dieser alten Ordnung sei bislang noch keine neue getreten. Steinmeier appellierte bei allen Bemühungen um Frieden weltweit daran, Überlegungen zur nachhaltigen Entwicklung mit einzubeziehen. (pro)
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