Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland, Daniyel Demir, befürchtet, dass das aramäische Christentum in Syrien und im Irak vom Aussterben bedroht ist. Demir verwies auf die jahrhundertelange Präsenz seines Volkes in Syrien. Das Land habe bereits in biblischer Zeit den Namen Aram getragen. „Es darf nicht sein, dass der Nahe Osten und Syrien frei von Christen wird“, erklärte Demir am Freitag auf einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion sowie des Arbeitskreises „Christen und Christinnen in der SPD“. Er plädierte für eine werteorientierte Sicherheits- und Außenpolitik. Die systematische Vernichtung des Christentums in Syrien dürfe nicht weiter voranschreiten. Dies bedeute für die Region „eine kulturelle Selbstverstümmelung“. Die weltweite muslimische Gemeinschaft sei aufgefordert, die Differenz zwischen der „blutrünstigen Ideologie“ der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und dem Islam als einer friedlichen Religion aufzuzeigen. „Die Christen waren elementarer Teil der Zivilbevölkerung“, sagte Demir. Christen könnten auch in der Zukunft eine Schlüsselrolle zur Vermittlung in den Konflikten einnehmen.
Das sieht der Leiter der internationalen Abteilung bei der Deutschen Bischofskonferenz, Ulrich Pöner, ähnlich. „Ich habe sehr viele Christen gesprochen, die auf dem Sprung sind“, sagte Pöner. Wunsch der Kirchen sei, dass möglichst viele Christen in den Ländern bleiben. Er sei aber gegen politisch-administrative Hürden, die die Menschen dazu zwingen, dort zu bleiben. In Syrien, Jordanien und im Irak sei er immer wieder mit einer Verschwörungstheorie konfrontiert worden. Derzufolge fühle sich Israel unsicher. Besonders der syrische Präsident Assad habe sich Israel in den Weg gestellt. Deshalb hätten die Amerikaner beschlossen, im Einvernehmen mit den Israelis das Regime Assad zu beseitigen. Dafür würden diese beiden Mächte alles in in Kauf nehmen. „Das erzählt man ihnen nicht einfach auf dem Dorf“, sagte Pöner, „sondern von sehr hochrangiger Seite“. Diese Wahrnehmung verhindere jede Handlungsperspektive und Strategie zur Beilegung der Konflikte. Nach Pöners Auffassung gelte es vornehmlich, diese Wahrnehmung zu unterlaufen und in Frage zu stellen.