„Brasilien befindet sich auf bestem Weg zum Gottesstaat“
Bislang war Brasilien stets eine Hochburg des Katholizismus gewesen. Doch das ändere sich nun, denn der Siegeszug der Evangelikalen sei unaufhaltsam, schreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ) am Samstag. Ein Autor hat eine der größten Pfingstkirchen des Landes besucht, den Salomonischen Tempel in São Paulo.
Die evangelikalen Gemeinden in Brasilien wachsen rasant, stellt die Süddeutsche Zeitung fest
„Beim letzten Zensus wurden 123 Millionen Katholiken im Land gezählt“, schreibt die Süddeutsche Zeitung, „aber auch 42 Millionen Evangelikale, darunter 27 Millionen Pfingstler. Das ist mit Abstand Weltrekord vor Nigeria und den USA.“ Doch laut Statistik verlieren die Katholiken täglich 465 Mitglieder, und die Evangelikalen gewinnen 4.383 täglich hinzu. Das würde bedeuten, dass es ab dem Jahr 2030 mehr Evangelikale als Katholiken in Brasilien gäbe.
Unter der Überschrift „Karneval Gottes“ beschreibt SZ-Autor Boris Herrmann auf drei Seiten den gigantischen Zuwachs unter den evangelikalen Kirchen in Brasilien. Herrmann besuchte eine „evangelikale Pfingstkirche“, die „Igreja Universal do Reino de Deus“ („Universalkirche vom Reiche Gottes“) in São Paulo. Dort gibt es drei Gottesdienste am Tag, die meistens voll sind.
Die Gemeinde hat eine Version des Salomonischen Tempels aus dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert nachgebaut. Dafür wurden extra 39.000 Kubikmeter Steine aus Israel nach São Paulo geschafft. Der Gebäudekomplex hat dreizehn Etagen. „Es gibt ein 100 Quadratmeter großes Taufbecken, mehrere Radio- und TV-Studios, 30 Luxus-Appartements, einen Hubschrauberlandeplatz sowie eine Tiefgarage für 2.000 Autos, 241 Motorräder und 200 Reisebusse“, schreibt die Zeitung. Der Bau der Kirche habe 300 Millionen Euro gekostet. Es gelte offenbar das Motto: „Zum Teufel mit der Bescheidenheit!“
Der Pfarrer der katholischen Kirche „São Paulo Batista“, genau gegenüber vom Salomontempel, ist der Meinung: „Das ist keine christliche Kirche.“ Er sagt: „Wir werden hier von einer aggressiven Kommerzialisierung des Glaubens bedroht, aber das bedeutet noch nicht das Ende des Katholizismus in Brasilien.“
Der SZ-Autor stellt fest: „Weltweit haben die Pfingstkirchen einen kaum fassbaren Siegeszug hingelegt. In den USA, in Westafrika, in Lateinamerika. Nirgendwo aber wachsen sie so schnell wie in Brasilien.“ Gleichzeitig stecke das Land in einer schweren Staatskrise. „Wo der Glaube an die Politik schwindet, wächst der politische Einfluss der Gläubigen. Brasilien befindet sich auf bestem Weg zum Gottesstaat.“ Dabei sei Brasilien noch immer das Land mit den meisten Katholiken weltweit. (pro)
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