In Ägypten feiern die koptisch-orthodoxen Christen nach dem julianischen Kalender am 7. Januar das Weihnachtsfest. Am Vorabend besuchte der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi überraschend die Weihnachtsmesse in der Kairoer Markuskathedrale. Ägyptischen Staatsmedien zufolge ist er das erste Staatsoberhaupt, das an einem solchen Gottesdienst teilgenommen hat.
In einer Botschaft an die tausenden Gläubigen beschwor er die Einheit von Christen und Muslimen. Daraufhin applaudierten die in der Kathedrale versammelten Christen. Die ägyptischen Kopten, die etwa ein Zehntel der Bevölkerung ausmachen, werten al-Sisis Spontanbesuch als Meilenstein. Er sei auch Ausdruck der engen Allianz zwischen dem Präsidenten und Papst Tawadros II. Das Oberhaupt der Koptischen Kirche gilt als lautstarker Befürworter der Politik des Präsidenten und hatte al-Sisis Coup gegen dessen islamistischen Amtsvorgänger Mursi im Jahr 2013 begrüßt.
Trotz positiver Signale sind viele Christen in Ägypten beunruhigt. Erst am Dienstagmorgen hatte sich ein Anschlag gegen eine Kirche in der Stadt Minya ereignet. Im aktuellen Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerkes Open Doors belegt Ägypten Platz 23. Einige Kopten werfen der Regierung vor, nicht entschieden genug gegen die Ungleichbehandlung der ägyptischen Christen vorzugehen. (pro)