Weil er eine Bibel in einem Seemannsklub liegen ließ, saß der Amerikaner Jeffrey Fowle fast sechs Monate in Nordkorea im Gefängnis. Jetzt hat ihn das Regime überraschend freigelassen.
Laut Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerks Open Doors ist die Christenverfolgung in Nordkorea weltweit am schlimmsten
Jeffrey Fowle habe die Erlaubnis, aus Nordkorea auszureisen. Er sei nun auf dem Weg zu seiner Familie, teilte ein Sprecher des Weißen Hauses mit. Am Dienstag wurde er vom internationalen Flughafen in Pjöngjang mit einer US-Regierungsmaschine ausgeflogen, berichtet der Chicago Tribune. Seit Mai saß er in einem nordkoreanischen Gefängnis.
Der 56-jährige Fowle aus Ohio hatte während einer zehntätigen Reise nach Nordkorea Anfang Mai die Industriestadt Chongjin besucht. Nach einem Abendessen ließ er eine zweisprachige Bibel auf Koreanisch und Englisch unter einem Abfallbehälter auf der Toilette eines Klubs für ausländische Seeleute liegen. Sein Namen und seine Telefonnummer standen in der Bibel, Fotos seiner Familie lagen zwischen den Seiten. Eine Reinigungskraft fand das Buch und alarmierte die Behörden.
„Bitte helft mir, zurück nach Hause zu kommen!“
Als Fowle das Land drei Tage später verlassen wollte, wurde er am Flughafen festgenommen und saß seitdem im Gefängnis. In einem im August veröffentlichen Interview der Nachrichtenagentur Associated Press bestätigte Fowle, dass er auf seinen baldigen Prozess warte (pro berichtete). In dem Video war ein handgeschriebener Brief Fowles zu sehen. Darin heißt es: „Bitte helft mir, zurück nach Hause zu kommen!“ Der Amerikaner bittet darin zudem die US-Regierung um Unterstützung für seine Freilassung.
Mitreisende beschrieben Fowle als Kirchgänger. Es gebe aber keine Anzeichen für missionarische Tätigkeiten. Offiziell herrscht in Nordkorea Religionsfreiheit, sie ist in der Verfassung verankert. Das Regime des Landes gilt jedoch als äußert repressiv, Christen werden verfolgt.
Regime: Gefangener ist „militanter evangelikaler Christ“
Zwei weitere Amerikaner werden derzeit vom Regime in Pjöngjang festgehalten: Todd Miller und Kenneth Bae. Das Weiße Haus bemühe sich weiterhin um deren Freilassung.
Nach nordkoreanischer Darstellung handelt es sich bei Bae um einen „militanten evangelikalen Christen“, der die Nordkoreaner zum Sturz der Führung aufwiegeln wollte, berichtet Spiegel Online. US-Angaben zufolge war Bae als Reiseveranstalter tätig. Den Missionar hatte ein Gericht im vergangenen Jahr wegen angeblicher Umsturzversuche zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Laut dem Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerks Open Doors ist die Verfolgung von Christen in Nordkorea weltweit am schlimmsten. Allein der Besitz einer Bibel kann demnach die Todesstrafe zur Folge haben. (pro)
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