„Er ist am Leben und es geht ihm gut“, sagte Abdel-Samads Bruder gegenüber der Tageszeitung Die Welt. Laut Spiegel Online bestätigte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes, dass sich der 41-Jährige in der Obhut der deutschen Botschaft befinde. Auch das ägyptische Nachrichtenportal youm7, das am Sonntag als erstes Abdel-Samads Verschwinden gemeldet hatte, bestätigte die Berichte.
Der Autor ist nach offiziellen Angaben nicht von radikalen Islamisten entführt worden. Ein Beamter der Sicherheitsdirektion der ägyptischen Hauptstadt sagte am Mittwoch auf Anfrage: „Er wurde im Al-Azhar-Park von Menschen, die er kannte, verschleppt.“ Die Entführer, mit denen er Geschäftsbeziehungen gehabt habe, hätten Abdel-Samad am Dienstagabend unversehrt wieder freigelassen, nachdem dieser – womöglich unter Zwang – Schuldscheine unterzeichnet habe, erklärte die Polizei. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Die Tat habe keinen politischen Hintergrund. Die staatlichen ägyptischen Medien berichteten, der Besitzer einer Plastikfabrik in einem Kairoer Vorort sei in den Vorfall verwickelt.
Abdel-Samad, der 1995 nach Deutschland kam und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, war am Sonntag in Kairo verschwunden. Die Polizei sprach von einer Entführung und nahm Ermittlungen gegen Unbekannt auf (pro berichtete). Der Autor hatte in Büchern und Artikeln mehrfach die Ideologie des politischen Islams kritisiert. Daraufhin hatte er Morddrohungen erhalten.
Der 1972 in Ägypten geborene Hamed Abdel-Samad ist dem deutschen Publikum auch durch seine Zusammenarbeit mit dem jüdischen Publizisten Henryk M. Broder bekannt. Für die ARD-Reihe „Entweder Broder – Die Deutschland-Safari“ unternahmen die beiden Freunde eine Autoreise durch Deutschland und warfen einen kritischen Blick auf aktuelle Probleme, etwa beim Thema Integration. Bei einem Abstecher nach Dänemark besuchten sie den Karikaturisten Kurt Westgaard, der aufgrund seiner in der Zeitung Jyllands Posten veröffentlichten Mohammed-Karikaturen von Islamisten mit dem Tod bedroht wird. 2012 erhielten Abdel-Samad und Broder den Bayerischen Fernsehpreis für die Sendung. (pro)