Es war eine Haushaltsauflösung, bei der im nordfranzösischen Compiègne ein Bild aus der Frührenaissance zum Vorschein kam. Das Bild trägt den Titel „Der verspottete Christus“ und erreichte am Sonntag bei einer Versteigerung einen Rekordwert. Ursprünglich gehörte das aufgefundene Gemälde zu einem Altar-Polyptychon „Passion und Kreuzigung Christi“, das auf das Jahr 1280 datiert wird. Der Schöpfer ist der florentinische Maler Cimabue alias Ceno Di Pepo. Er lebte von etwa 1240 bis 1302 und ist einer der bekanntesten Maler Italiens der Vor-Renaissance-Zeit. Von ihm waren bisher nur etwa zehn Gemälde und Fresken bekannt. Nun kam erstmals eines seiner Werke in einem Auktionshaus zu einer Versteigerung.
Das Bild auf einer Tafel aus Pappelholz stellte sich als Sensation heraus. Es trägt den Titel „Il Cristo deriso“ („Der verspottete Christus“), ist 25 mal 20 Zentimeter groß und zeigt zwanzig Figuren vor einem goldfarbenen Hintergrund. Zu sehen ist Christus inmitten von Männern, die grimmig zu Jesus blicken.
Das Gemälde war ursprünglich Teil eines Altarbildes, das aus je vier Tafeln auf zwei Flügeln bestand und den Passionsweg Christi zeigte. Von den acht Gemälden waren bisher zwei bekannt: Die „Geißelung“ befindet sich in der Frick-Collection in New York, „Die Jungfrau mit Kind und zwei Engeln“ befindet sich in der Londoner National Gallery. Die Besitzerin entdeckte das Bild vom verspotteten Jesus bei einer Haushaltsauflösung zwischen Küche und Wohnzimmer, wie mehrere Medien berichten. Sie hielt es für eine Ikone.
Sie dürfte nicht wenig gestaunt haben, als die Experten des örtlichen Auktionshauses den Wert ihres Fundes auf vier bis sechs Millionen Euro taxierten. Am 27. Oktober 2019 wurde das Bild bei der Auktion in Senlis bei Paris versteigert. Acht Bieter, darunter einige Museen, lieferten sich ein Gefecht, der Hammer fiel am Ende bei 19,5 Millionen Euro. Mit Aufgeld wurde es schließlich für 24,18 Millionen Euro verkauft. Das Auktionshaus Actéon teilte mit, das Gemälde sei nun das teuerste aus der Zeit vor 1500 und das achtteuerste eines alten Meisters.
Wer der neue Besitzer ist, teilte das Auktionshaus nicht mit, er soll aber aus der Nähe von Chantilly, nördlich von Paris, stammen.
Von: Jörn Schumacher