Der erste christliche Fanclub des Bundesligisten Rasenballsport Leipzig heißt Holy Bulls. Sie haben im März, vor einem Heimspiel gegen Borussia Dortmund, den zur Kapelle umfunktionierten Raum an der Red Bull Arena eröffnet. Wie der Evangelische Pressedienst (epd) berichtet, findet am Freitag die Einsegnung statt.
Der Name der Kapelle lautet „Gloria“, und es finden 40 Personen darin Platz. Es wurde „ein neuer Fußbodenbelag verlegt, die Wände gestrichen, die Fenster mit kirchlichen Motiven geschmückt und ein großes Holzkreuz angebracht“, schreibt epd. Vier Geistliche werden die Gebete sprechen. Erstmals genutzt wird die Kappelle dann am 2. September, wenn RB Leipzig gegen Fortuna Düsseldorf spielt. Der Fußballverein RB Leipzig wurde 2009 gegründet, auf Initiative des Energy-Drink-Herstellers Red Bull. Die Spieler werden auch „Rote Bullen“ genannt.
In dem Raum sollen nicht nur Fans des Leipziger Vereins willkommen geheißen werden, sondern auch Gäste-Fans und andere Besucher. Auch der Vorsänger, der bei den Spielen die Fangesänge anstimmt, komme vor fast jedem Heimspiel kurz vorher in die Kapelle.
Die Holy Bulls haben sich 2012 zusammengefunden, zwei Jahre später ist daraus ein offizieller Fanclub geworden. Sie werden etwa aktiv, wenn Choreographie im Fanblock, Fanmärsche oder Charity-Aktionen zu organisieren sind. Das Zeichen des christlichen Vereins ist das sogenannte Tatzen-, oder auch Templerkreuz: ein rotes Kreuz auf weißem Grund. „So wie die Templer Pilger und Pilgerwege schützten, so achten, ehren und verteidigen wir den familiären, friedlichen und bunten Charakter der RB-Fangemeinde“, heißt es auf der Webseite der Holy Bulls.
„Um drei Punkte bitten wir nicht“
Die Sprecherin des christlichen Fanclub, Ulrike Schmidt, sagte gegenüber epd, die Mitglieder wollten Vorbild für andere sein und sich beispielsweise lautstark melden, wenn es rassistische Pöbeleien geben sollte. „Aber wir sind zuallererst Fußballfans – und nicht missionarisch unterwegs.“
Eines der sieben Gründungsmitglieder, der 52-jährige Olaf Olschewski, erklärt, der Verein habe mittlerweile 240 Mitglieder, etwa die Hälfte davon seien Christen, evangelisch, katholisch und freikirchlich, die andere Hälfte seien sogar Nichtchristen. „Das ist ungewöhnlich“, sagte Olschewski. „Aber wir sind hier im Osten, der einige Brüche erlebt hat. Hier gibt es viele Leute, die in Familien aufgewachsen sind, die irgendwann der Kirche den Rücken zugekehrt haben. Aber viele von ihnen teilen unsere Werte Respekt, Annehmen und Vergebung – und darauf kommt es uns an.“
In der neuen Kapelle soll es „Fantreffen, Lesungen und natürlich Andachten“ geben. Dann werde etwa um ein friedliches, verletzungsfreies Spiel gebetet, sagt der Fan. „Um drei Punkte bitten wir nicht – das ist nicht unser Ansatz.“
Von: Jörn Schumacher