„Wir sind betroffen über den Tod von Horst Marquardt. Vor allem aber sind wir dankbar für ein wirklich erfülltes Leben eines glaubwürdigen und mitunter streitbaren Christen und Medienmachers in öffentlicher Verantwortung“, sagte Christoph Irion, Geschäftsführer der Christlichen Medieninitiative pro, zu deren Mitgründern Marquardt zählte. Marquardt sei „ein Mann des Wortes gewesen, ein Wegbereiter und kraftvoller Gestalter. Er war bis zum Schluss ein unermüdlicher Förderer der Evangeliumsverkündigung durch neue Medien.“
Irion würdigte Leben und Engagement des Medienpioniers. Mehr als fünf Jahrzehnte lang und bis zum Lebensende habe Horst Marquardt kreativ und in bemerkenswerter geistiger Klarheit seine Kraft in die mediale Verbreitung der Guten Botschaft von Jesus Christus investiert – in Hörfunk, Fernsehen, Printmedien und Internet: „Durch sein Engagement und seine Weitsicht sind weltweit Menschen mit der Botschaft vom Kreuz und von der Auferstehung Jesu in Berührung gekommen. So wurde er zum Segen für viele.“ In zahlreichen Hörfunkbeiträgen habe Marquardt seine Hörer zudem sensibel gemacht für die aktuelle Relevanz des zentralen biblischen Themas Israel. „Unsere Anteilnahme gilt heute seiner Familie“, sagte Irion. Marquardt starb am Montagnachmittag gegen 15.45 Uhr im Beisein einer seiner Töchter und eines Schwiergersohns. Wie die Familie mitteilte, sei Horst Marquardt im Vertrauen auf Jesus Christus „friedlich eingeschlafen“.
Radiopionier für Mittleren Osten und Afrika
Horst Marquardt wurde am 14. Juli 1929 in Berlin geboren und wuchs dort in einem christlich geprägten Elternhaus auf. Er ging zunächst in Berlin, später in Breslau zur Schule. Im Zweiten Weltkrieg meldete sich Marquardt im Alter von 15 Jahren freiwillig zum Volkssturm. Er wollte Breslau verteidigen. Noch vor dem Kriegsende hatte er seine Meinung zum Krieg komplett geändert. Das Kriegsende erlebte Marquardt in Neuruppin, einem Ort in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone. Marquardt schloss sich der Kommunistischen Partei (KP) an. „Ich bin damals von dem einen Fehler in den anderen verfallen und habe mich mit fliegenden Fahnen der Kommunistischen Partei angeschlossen“, erklärte Marquardt rückblickend im Interview mit dem Christlichen Medienmagazin pro. Beim Landessender Potsdam arbeitete er von 1949 bis 1950 als Rundfunkredakteur. Weil ein von ihm produzierter Radiobeitrag wegen Differenzen mit der Parteilinie nicht gesendet wurde, führte ihn das in eine Sinnkrise und er erlebte einen vollkommenen Sinneswandel, den er rückblickend als seine Bekehrung bezeichnete. Er brach mit der Partei und flüchtete in den Westen.
Nach einem theologischen Studium am Seminar der Methodisten in Frankfurt am Main arbeitete Horst Marquardt bis 1956 als Pastor einer evangelisch-methodistischen Gemeinde in Berlin, danach für drei Jahre in Wien. Der neu gegründete „Evangeliums-Rundfunk“ in Wetzlar (heute ERF Medien), stellte den jungen Theologen mit Medien- und Rundfunkerfahrung am 1. April 1960 als Programmdirektor ein. Marquardt war maßgeblich am Aufbau des Radiosenders beteiligt, den er bis 1993 als Direktor leitete. Von 1993 bis 1998 war er als Internationaler Direktor des Radiomissionssenders „Trans World Radio“ (TWR) verantwortlich für die Gebiete der ehemaligen Sowjetunion, des Mittleren Ostens und Afrikas.
Öffentlichkeitsarbeiter für das Evangelium
Marquardt gilt als der Initiator für die Gründung der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, deren Vorstandsvorsitzender er bis zum 7. Juni 2017 war. 1975 gehörte er zu den Gründern und zum ersten Vorsitzenden-Kollegium der „Konferenz evangelikaler Publizisten“, heute Christliche Medieninitiative pro. Später beriet er den Verein als Beirat – fast bis zum Lebensende nahm er in dieser Funktion aktiv an Vorstandssitzungen teil. Im September 2010 erhielt Horst Marquardt für sein Lebenswerk einen Sonderpreis des Medienpreises „Goldener Kompass“, der von der Christlichen Medieninitiative pro vergeben wird.
Marquardt sah sich selbst stets als Brückenbauer zwischen den verschiedenen theologischen Strömungen. Die Vereinigung Europäischer Medienorganisationen zeichnete ihn für sein Engagement 1998 mit dem „Brückenbauer-Preis“ aus. Er gehörte zu den Mitbegründern des deutschen Zweiges des „Lausanner Komitees für Weltevangelisation“, dessen Vorsitzender er 14 Jahre lang war. Von 1969 bis zum Erreichen der Altersgrenze gehörte Marquardt dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) an. Zusammen mit dem Unternehmer Jörg Knoblauch leitete er bis zum 25. Februar 2017 zudem den „Kongress christlicher Führungskräfte“. Marquardt hatte zudem den Vorsitz des 1999 gegründeten „Instituts für Islamfragen“ bis zum Jahr 2007 inne.
Vor allem in den Gründerjahren der christlichen Medienwerke beschrieben etliche Weggefährten Horst Marquardt als kernigen Konservativen, als strengen, auch autoritären Chef. Seine Untergebenen schätzten aber auch seinen würdevollen Stil. Zugleich war Marquardt immer ein Freund klarer Worte, stets bezog er Position. Doch wer in den letzten Lebensjahrzehnten mit ihm zusammenarbeitete, erlebte Marquardt auch als toleranten Zuhörer, als klugen, weisen Ratgeber mit viel Sympathie und Verständnis für engagierte Leute aus der jungen Generation.
Als Marquardt 2019 seinen 90. Geburtstag feierte, betrieb er als mutmaßlich ältester Blogger Deutschlands seinen Blog im Internet. Gegenüber pro erklärte er damals, nach wie vor treibe ihn die Erfahrung an, „dass ein Leben mit Christus reich macht und dass es wert ist, dies anderen zu sagen“. Noch am Tage seines Todes erschien auf dem Blog ein Beitrag mit dem Titel: „Ehrlich währt am längsten“
Marquardt war mehr als 60 Jahre mit seiner Frau Irene verheiratet, sie verstarb am 8. Juli 2017. Das Paar hatte vier Kinder. Am Grab seiner Frau in Minden blickte Marquardt trotz seiner Trauer dennoch mit großer Dankbarkeit auf das gemeinsame, erfüllte Leben zurück. Sein Leben, sagte Horst Marquardt selbst, habe stets unter dem Bibelwort gestanden: „Euch geschehe nach eurem Glauben“ (Matthäus 9, 29).
Von: pro