Vor fünf Jahren hat der Theologe und Journalist Günther Klempnauer den vergangene Woche verstorbenen Bundesarbeitsminister Norbert Blüm interviewt. Darin äußert sich Blüm auch sehr deutlich zu Jesus, zum Glauben an Gott. Klempnauer führte das Interview damals für den Fernsehsender k-tv; pro darf mit freundlicher Erlaubnis Ausschnitte daraus wiedergeben.
Von 1972 bis 2002 war Norbert Blüm mit zweijähriger Unterbrechung (1980 bis 1981) Mitglied des Deutschen Bundestages. Blüm galt lange als loyaler Weggefährte Helmut Kohls. Blüm war unter Bundeskanzler Kohl von 1982 bis 1998 Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung und damit der einzige Minister, der während der kompletten Regierungszeit Kohls ohne Unterbrechung dem Kabinett angehörte.
Der Christdemokrat war bekennender Katholik. Im Interview spricht er unter anderem über die Bedeutung, die Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samariter für ihn hatte. Für ihn sei dabei die zentrale Frage: Wer ist eigentlich der Nächste? Das sei, wie im Gleichnis deutlich werde, eben nicht der Glaubensgenosse, sondern der Mitmensch, der in Not ist. „Was hat die Menschheit leiden müssen, weil zum Nächsten erklärt wurden diejenigen, die gleich denken, die die gleiche Hautfarbe haben, die gleiche Religion haben, das sind alles Widersprüche zum Gleichnis vom Samariter.“ Blüm sagt an anderer Stelle über den christlichen Glauben: „Ich kenne keine Religion, wo Gott den Menschen so nahe kommt, wie im Christentum. Gott wird Mensch. Er teilt die Existenz des Menschen bis zum letzten bitteren Tropfen des Todes am Kreuz.“
Blüm starb am 23. April 2020 im Alter von 84 Jahren.
Von: Jörn Schumacher