In der Vox-Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ lag der Fokus am Dienstagabend auf Michael Patrick Kelly. Er ist in der aktuellen Staffel eigentlich Gastgeber und leitet durch die Sendung. Am Dienstag sangen die anderen Künstler Kellys Songs und er stellte sich den Fragen von Musiker Johannes Oerding, der die Moderation übernahm. Der 41-Jährige zeigte sich verletzlich und sprach über seinen Glauben.
Von Kindesbeinen an stand Kelly auf der Bühne, feierte in den 1990er Jahren mit der „Kelly Family“ riesige Erfolge, verkaufte mehr als 20 Millionen Platten und wohnte in einem Schloss. Als die verbliebenen Bandmitglieder der „Kelly Family“ 2004 Verträge für die USA und Japan auf den Tisch bekamen, zog er die Reißleine und entschloss sich, stattdessen auf unbestimmte Zeit ins Kloster zu gehen.
„Habe wahrscheinlich alle zehn Gebote hunderte Male gebrochen“
Bevor er sich unter die Mönche begab, gab Kelly sein Vermögen ab, behielt nur „einen Notgroschen“. Darüber wollte Moderator Oerding mehr erfahren. Kelly erklärte in der Runde der Musiker und zur besten Sendezeit: „Es gibt so einen Satz von Jesus, wo er sagt: ,Wer sich verliert, wird sich finden.‘ Und ich wollte mich wirklich finden als Mensch und bin ins Kloster gegangen und habe gesagt: ‚Jetzt verliere ich alles. Meine Kreditkarte, meine Gitarre, meine Familie, meine Beziehungen.‘ Und dazu gehört ein gewisses Sterben des alten Menschen.“
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Oerding zeigte sich erstaunt, dass Kelly seinen Verzicht auf das Vermögen nicht „an die große Glocke“ hängte. Doch Kelly wies die anerkennenden Worte in der Sendung zurück. Bei ihm sei auch nicht immer alles toll. „Lebe mal drei Tage mit mir, dann weißt du, wer ich bin. […] Auf der Bühne bin ich vielleicht ,my Best‘. Aber es gibt auch ein Arschloch in mir.“ Er sei ein Mensch wie jeder andere. „Ich habe Schwächen, ich mache Fehler, ich habe Menschen verletzt, ich habe mich selber verletzt, ich habe wahrscheinlich alle zehn Gebote hunderte Male gebrochen.“
Quälende Selbstmordgedanken
Über seine Erfolgszeiten mit der Familie und ihrem Leben auf einem Schloss sagte er, dass irgendwann Bodyguards nötig gewesen seien. „Das war für mich eine Zeit, die nicht mehr so schön war. Du hast zwar alles materiell gesehen, du bist aber innerlich leer. Dann kam die Klosterzeit.“ Nun habe er das Beste aus beiden Welten: von früher die Musik und das Know-How und später „in der Klosterzeit habe ich einfach im Glauben eine Stärke, eine Kraft und einen Halt für mein Leben gefunden“. Dadurch wisse er, Dinge wie eine Goldene Schallplatte zu relativieren. Er freue sich über solche Anerkennungen, wisse aber, sein Leben hänge nicht davon ab.
Mit Anfang 20 hatte er eine persönliche Krise, eine depressive Phase und einen Burn-Out, er hatte die Aufgabe, die Familie zusammenzuhalten und Hits zu produzieren. In dieser Zeit quälten ihn Selbstmordgedanken. Er sei einer der Glücklichen und habe „die Kurve gekriegt“.
Vor Suizid bewahrt
„Ich meine das wirklich wortwörtlich, Gott sei Dank, in den entscheidenden Momenten, wo ich mein Leben hätte beenden können, habe ich es nicht gemacht, weil eine für mich immer noch unerklärliche Einwirkung passiert ist. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich habe eine Art Gegenwart von jemandem gespürt. Es war kein Geist, keine Vision oder keine Stimme. Ich habe einfach gespürt, dass das nicht der Weg, dass das nicht die Lösung ist.“ Er habe schließlich anderthalb Jahre lang eine Psychotherapie gemacht und sich auch intensiv mit Glaubensfragen befasst.
In „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ erklärte der Musiker zum Umgang mit seiner Person: „Vor der Klosterzeit gab es noch so eine Art Hysterie und das war mir zu viel. Heute gibt es Begeisterung und das finde ich cool, aber sobald es hysterisch wird, sage ich: ‚Hey, ich mag das nicht.‘ Ich glaube, der Unterschied heute ist, dass ich einfach entscheiden kann, mal eine Pause zu machen oder weniger Shows zu spielen.“ Er sei sehr glücklich, dass er in den vergangenen Jahren als Solokünstler Wertschätzung und Anerkennung für seine Musik bekommen habe. Der Grund dafür, aus dem Kloster wieder zurückzukommen, sei gewesen, Musik zu machen: „Das ist so meine Berufung.“
Von: Martina Blatt