Ayrton Senna galt als eine der sympathischsten Figuren des Rennsports. Bei einem Formel-1-Rennen in Imola im Jahr 1994 hatte er er einen schweren Unfall, bei dem er starb. Senna war damals 34 Jahren alt und wurde zur Legende.
Das Kind aus einer wohlhabenden Familie lernte auf der Kart-Bahn schon früh den Rausch der Geschwindigkeit kennen. Als er mit 21 Jahren in die Formel 1 ging, zog er sehr bald die Aufmerksamkeit auf sich. Er schien seinem Wagen und seinem Körper etwas abverlangen zu können, was kaum jemand sonst schaffte.
Im Jahr 2011 kam ein Spielfilm in die Kinos, der das Ausnahmetalent porträtiert. Der Film „Senna“ beleuchtet auch den tiefen Glauben des Spitzensportlers. Denn ihm war beim Rennfahren immer auch seine Beziehung zu Gott wichtig.
„Gott hat mir die Chance gegeben, Formel 1 zu fahren“, war sich der junge Senna schon früh bewusst. „Er gibt mir Ruhe und Gelassenheit.“ Auch dieser Aspekt kommt im Film des Regisseurs Asif Kapadia zur Geltung. Die Coolness, die viele Menschen so bei ihm beeindruckte, kam offenbar auch aus seiner engen Beziehung zu Gott. Verlor er Rennen, brachte ihn das näher zu Gott, gewann er, war er sich der Unterstützung von oben bewusst, lässt der Film erkennen.
„Gott schenkte mir dieses Rennen“
Dass die Formel 1 ein Zirkus um Geld und Politik ist, erkannte Senna früh. Doch damit wollte er nie etwas zu tun haben, er wollte nur in einem schnellen Auto im Kreis fahren und am Ende Erster sein. Wer nicht an seinen Werten festhalte, auch wenn ihm Ungerechtigkeit widerfahre, könne gleich aufgeben, lernte der Fahrer. Für Senna sollte dies gleich zu Beginn seiner Karriere zu einer Herausforderung werden. Denn sein Teamkollege Alain Prost wurde schnell zu seinem ärgsten Feind, und die Funktionäre der Formel 1 legten die Regeln oft zu Ungunsten des Brasilianers aus.
Im Jahr 1988 holte sich der sympathische Brasilianer den ersten von insgesamt drei Weltmeistertiteln. Er war damals mit 28 Jahren der jüngste Weltmeister der Formel 1. „Als ich siegte, war mir Gott ganz nahe, ich spürte seine Gegenwart“, sagt er anschließend in die Kameras. Sennas tiefe Gläubigkeit veranlasste seinen Rivalen Prost zu Spott, jagte jenem aber offensichtlich einfach nur Angst ein. Senna fahre wie wahnsinnig, weil er an Gott glaube und sich für unsterblich halte. Für die Fans und für die Einschaltquote war das Duell zwischen dem Brasilianer und dem Franzosen natürlich wunderbar: Auf der einen Seite der feine, bescheidene Christ, auf der anderen Seite der kühl Kalkulierende mit dem Spitznamen „Professor“. Senna setzte sich für viele soziale Projekte in seinem Heimatland Brasilien ein.
Am 1. Mai 1994 ging der Rennfahrer für Williams beim Großen Preis von San Marino in Imola an den Start. Zuvor wurde das Wochenende von gleich zwei Unfällen überschattet: Der Österreicher Roland Ratzenberger verunglückte tödlich, und der Brasilianer Rubens Barrichello brach sich einen Arm und die Nase. Sennas Wagen krachte schließlich in einer Kurve in die Begrenzung und wurde fast zur Hälfte aufgerissen.
Am Morgen seines Todestages habe Senna in der Bibel gelesen, erzählt seine Schwester Viviane. Er habe Gott um ein „großes Geschenk“ gebeten. Die Bibelstelle habe ihm gesagt, dass Gott ihm tatsächlich etwas schenken wolle, und zwar das Größte, was ein Mensch bekommen könne: Gott selbst. Zum Schluss des Films wird der Grabstein Sennas gezeigt, auf dem steht: „Nichts kann mich trennen von der Liebe Gottes.“
Von: Jörn Schumacher