„Die Hoffnung ist eine Gegenkraft, die uns hilft das Mögliche zu tun, um dem Schrecken ein Ende zu setzen – wohl wissend, dass wir nicht alles tun können“, beschreibt der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, was ihm Hoffnung bedeutet. Theologisch sei es für ihn die Gewissheit, dass Gott es trotz allem mit ihm und der Welt gut meine, erklärt er im Interview mit der Zeit-Beilage Christ und Welt.
Huber habe zuletzt nur schwer Hoffnung fassen können, als er um einen nahen Menschen gebangt habe. Geholfen habe ihm dabei vor allem das Gespräch mit vertrauten Menschen. Die Gespräche seien auch oft zu Gebeten geworden. Ihm helfe zudem auch der Glaube dabei, zu hoffen. Die Bibel verwende mit der Auferstehung und dem Reich Gottes starke Bilder für die Hoffnung. Eine radikale Hoffnung verlasse sich darauf, dass die Zukunft in Gottes Hand liege: „Diese Gewissheit befreit.“
Trotz begrenzter Möglichkeiten nicht resignieren
Nicht-Christen könnten von Christen lernen, trotz begrenzter Möglichkeiten nicht zu resignieren. „Hoffnungsvolles Handeln weist immer über das von vornherein Planbare hinaus“, findet Huber. Wer 1945 und 1989 in Deutschland realistisch gedacht habe, sei überrascht worden: „Durch Hoffnungslosigkeit würde sich das Grauen verdoppeln, das in Syrien ohnehin schon geschieht“, schlägt Huber den Bogen in die Gegenwart.
Das Berührende an Weihnachten ist für Huber, dass Gott sich als Kind in aller Armseligkeit und Schutzlosigkeit preisgebe. „An Weihnachten halten wir inne und öffnen uns für das Kommen Gottes.“ Huber selbst wird an Weihnachten in einer kleinen Stadt in Brandenburg predigen. Er habe immer wieder Zeiten erlebt, in denen die Weihnachtsbotschaft angesichts der Umstände befremdlich wirke: „Ich tröste mich auch diesmal damit, dass die Zukunft nicht von meiner Predigt abhängt, sondern von Weihnachten selbst: ob wir seine verwandelnde Kraft spüren und uns daran orientieren.“
Das Evangelium ist für alle da
Der Theologe freut sich über die Vielfalt der Besucher in den Weihnachtsgottesdiensten. Schließlich sei das Evangelium für alle da. Er hoffe natürlich, dass die Besucher der Gottesdienstes etwas von dem bewahrten, was ihnen an Weihnachten wichtig ist. Dass er als Theologe Hoffnung zusprechen könne, hat für ihn etwas mit Beziehung und Verheißung zu tun: „Es kann in der Kirche nicht darum gehen, Ängste zu unterdrücken, zu ignorieren, zu bekämpfen, sondern man muss sie so aufnehmen, dass der andere Mut fasst.“ Der Pfarrer sollte die Angst ergründen, aber Hass darf er unter keinen Umständen akzeptieren.
Wenn jemand sich selbst aufgibt, dürfe man ihn als Pfarrer nicht auch noch aufgeben, sondern müsse ihm zur Seite stehen. Die Aufgabe, den Hoffnungslosen Hoffnung zu geben, sei nicht immer leicht: „Mut fassen, nicht resignieren, Hoffnung stiften – als Pfarrer macht man das zum Beruf“, sagt Huber. (pro)
Von: jw