Eigentlich stellt Mechthild von Veltheim Talare, Wandbehänge und Altarschmuck für Kirchen her. Aufwändig und kunstvoll sind diese bestickt. Schon seit dem Mittelalter gibt es im Kloster Sankt Marienberg in Helmstedt eine Werkstatt für Paramente, also für alle Textilien, die im Kirchenraum und der Liturgie verwendet werden. Aber ein Parament sticht hervor. Es sieht aus wie ein Teppich in Weiß, der mit schwarzen Elementen durchsetzt ist. In der Mitte des viereckigen Paraments strahlt ein rot-weiß gestickter QR-Code. Der erinnert nicht direkt an das, was dort am Altar sonst vorzufinden ist. Gestaltet hat ihn der Berliner Künstler Michael Weisser, der sich seit Jahren mit QR-Codes in seinen Kunstwerken beschäftigt. Die Paramentenwerkstatt in Helmstedt hat ihn schließlich akribisch genau gestickt. „Gott ist ja immer die innere Mitte und unser Parament in seiner Form sehr zentriert“, sagte die Werkstattleiterin von Veltheim gegenüber dem NDR.
Die Idee hinter dem Altarschmuck ist einfach: Hält man das Smartphone vor das Parament und liest den QR-Code ein, gelangt der Nutzer auf eine Webseite – derzeit auf die der Paramentenwerkstatt des Klosters Sankt Marienberg. Aber von Veltheim hat schon andere Ideen: Kirchen können das Parament mit dem QR-Code nutzen, um Informationen über den Glauben, die Kirche, die gemeindlichen Angebote an den Kirchenbesucher zu bringen, ebenso wie Predigten, Liedgut und historische Informationen zum Kirchengebäude. Denn scannt der Gottesdienstbesucher den Code mit seinem Smartphone ein, kommt er auf eine Webseite, die jede Gemeinde individuell füllen kann. Deshalb will von Veltheim das Parament auch verleihen oder gar neue anfertigen, damit viele Kirchen von der Möglichkeit profitieren.
Handy im Gottesdienst?
Gegenüber pro sagte von Veltheim, die die Ideengeberin des Paraments ist: „Die Transparenz des QR-Codes ist ein wunderbares Medium, mit dem wir heute christliche Botschaften insbesondere an junge Menschen weitergeben können. Hier holen wir sie in ihrer eigenen Sprache ab.“ Die Würde des heiligen Ortes müsse dabei jedoch gewahrt bleiben, betont sie. Der Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Braunschweig, Michael Strauß, hingegen sieht das kritisch: „Als Kunstwerk ist das wunderbar“, erklärt er im NDR. Aber an einer neuen Praxis für den Gottesdienst habe er Zweifel. Der sei schließlich geistliche Kommunikation zwischen Pfarrer und der Gemeinde. „Ich tue mich schwer mit dem Gedanken, dass dort plötzlich Menschen mit ihren Smartphones in der Hand sitzen.“
In der Paramentenwerkstatt des Kloster Sankt Marienberg ist seit dem Mittelalter in Betrieb. Dort werden nicht nur historische Textilkunstwerke konserviert und restauriert, sondern auch Altarwäsche, Talare, Tauf- und Totenkleider hergestellt. (pro)
Von: ak