Der katholische Pfarrer Ulrich Zurkuhlen darf unter Auflagen wieder Gottesdienste feiern. Das hat das Bistum Münster am Montag mitgeteilt. Vor rund einem Jahr hatten Äußerungen Zurkuhlens im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Kindern zu einer Unmutswelle im Bistum und schließlich zum Predigtverbot für den Priester geführt.
Zurkuhlen hatte sich in einer Predigt zum Thema Vergebung dafür ausgesprochen, auch Priestern zu vergeben, die Kinder missbraucht haben. Mit seiner Predigt und einem Fernsehbeitrag, in dem der Priester sich zu rechtfertigen versuchte, habe Zurkuhlen den Missbrauch von Kindern relativiert, lautete der Vorwurf vor rund einem Jahr. Der Münsteraner Bischof Felix Genn hatte daraufhin den Pfarrer vom Dienst suspendiert und ihm Redeverbot in der Öffentlickeit erteilt.
Schriftlich Abbitte geleistet
Rund ein Jahr nach dem Vorfall darf der emeritierte Pfarrer in beschränktem Maße jetzt wieder Gottesdienste leiten. Der Entscheidung des Bischofs waren seit Juli 2019 verschiedene Gespräche und Schriftverkehr zwischen dem Pfarrer, Bischof Genn und einem Experten für sexuellen Missbrauch und Prävention vorangegangen. Letztlich hat ein Brief vom 1. Juni den Ausschlag für die teilweise Rehabilitierung des Priesters gesorgt. Bischof Genn hatte vor einem Jahr eine schriftliche Abbitte gefordert. Bei dem Schreiben handle es sich „um die glaubhafte Bitte um Entschuldigung“, teilte das Bistum nun mit. Zurkuhlen bedaure seine Äußerungen und bitte alle Menschen, die er verletzt habe, um Entschuldigung. Zurkuhlen habe eingeräumt, dass seine Äußerungen „die Opfer wieder zu Opfern“ gemacht hätten.
Nach dem Willen des Bischofs darf Zurkuhlen in „sehr begrenztem Rahmen gottesdienstlichen Feiern vorstehen“ – „allerdings nicht im Rahmen üblicher Pfarrgottesdienste“. Zu sexuellem Missbrauch darf sich Zurkuhlen weiterhin in der Öffentlichkeit nicht äußern, auch für ein weiteres Jahr nicht die Beichte abnehmen. Bischof Genn betonte in dem Zusammenhang, dass er weiterhin „eine Haltung der Nulltoleranz gegenüber dem Verbrechen sexuellen Missbrauchs“ in Kirche und Gesellschaft verfolge.
Von: Norbert Schäfer