„Perfektion ist ein Feind für den Fortschritt“

Zum Auftakt des Willow Creek Leitungskongresses in Karlsruhe warb der Pastor Craig Groeschel für weniger Perfektionismus. Wer um seine Grenzen wisse, könne innovative Ideen entwickeln.
Von PRO
Craig Groeschel ist Pastor der amerikanischen Life Church

Craig Groeschel, Gründer und Pastor der amerikanischen Life.Church mit 85.000 Besuchern, prangerte zu Beginn des Willow-Creek- Leitungskongresses einen geläufigen Irrtum von Menschen in Leitungspositionen an und räumte mit herkömmlichen Vorstellungen von Wachstum und Fortschritt auf. Intuitiv gingen Menschen davon aus, dass mehr Aufwand auch mehr Erfolg bedeute. Aber „wenn wir mehr investieren, wird es nicht unbedingt besser“. Stattdessen sollten gute Leiter ihren eigenen „GETMO-Punkt“ (Good Enough To Move On) finden, also den Moment, an dem der größte Ertrag mit dem geringsten Aufwand, der wenigsten Zeit oder dem wenigsten Geld zu erzielen ist.

Menschen führten täglich Kosten-Nutzen-Analysen durch, erklärte Groeschel: Lohnen sich die teureren Tickets im Fußballstadion für den besseren Blick? Lässt sich das Mädchen auf ein Date ein oder blamiert sich der Typ und kassiert eine Abfuhr? Groeschel forderte die Leiter dazu auf, „Trendumkehrer“ zu werden und auch in den eigenen Projekten und Aufgaben Kosten-Nutzen-Analysen durchzuführen. Auch 90 Prozent des möglichen Ergebnisses seien in Ordnung, wenn dafür Zeit und andere Ressourcen gespart werden. Gerade für Perfektionisten sei dieses Prinzip schwer anzunehmen: „Perfektion ist oft der Feind für Fortschritt“, gab Groeschel zu. Das Streben nach Exzellenz motiviere zwar – doch das Bedürfnis nach Perfektionismus schränke am Ende ein.

Ja zu den eigenen Grenzen

Um Ressourcen zu sparen und gleichzeitig bessere Ergebnisse zu erzielen, gab Groeschel den Konferenzteilnehmern zwei Prinzipien mit auf den Weg. Zunächst betonte er: Denke konventionell. Leiter müssten sich ihrer eigenen Grenzen bewusst werden, ein Ja zu ihren Einschränkungen finden und dann kreativ werden. Die besten Innovationen seien aus Einschränkungen entstanden. „Du hast alles, was du brauchst, um das zu tun, wozu Gott dich beruft“, betonte Groeschel. Gott führe durch das, was er gebe – ebenso wie durch das, was er nicht gebe.

Anschließend zitierte Groeschel den Eroberer Hernán Cortés: „Verbrenne die Schiffe.“ Der Legende nach war dessen Besatzung nach der Ankunft in Mexiko völlig erschöpft und wollte nach Spanien zurückkehren. Um das Gelingen der Expedition nicht zu gefährden, befahl Cortés, die Schiffe zu verbrennen. Manchmal, schlussfolgerte Groeschel, müsse man für Fortschritt die Option beseitigen, zurückgehen zu können. Wenn Leiter wüssten, wozu sie berufen seien, dann mache Gott auch das „Wie“ deutlich. Er machte es an seinem eigenen Beispiel deutlich: Weil er noch mehr Menschen auszubilden wollte, aber nicht noch öfter reisen konnte, sei die Idee für seinen Leadership-Podcast entstanden. Mit dem Podcast erreicht Groeschel heute Millionen Menschen.

Der diesjährige Leitungskongress von Willow Creek steht unter dem Motto „richtungsweisend“ und geht bis Samstag. Er richtet sich an leitende Mitarbeiter von Gemeinden und möchte sie für ihre Aufgaben inspirieren und ermutigen. Hauptveranstaltungsort ist die dm-Arena in Karlsruhe, wo rund 7.400 Besucher teilnehmen. An insgesamt 13 Übertragungsorten in ganz Deutschland verfolgen weitere rund 2.800 Menschen den Kongress.

Von: Sara Kreuter

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