Mit einem Bündnis unter dem Titel „United4Rescue“ will unter anderem die Evangelischen Kirche in Deutschland künftig Ertrinkenden im Mittelmeer helfen. Das erklärte der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Dienstag in Hamburg. Gemeinsam mit weiteren zivilen Bündnispartnern sei es das Ziel der Kirche, zivile Seenotrettung zu unterstützen und selbst ein Rettungsschiff ins Mittelmeer zu entsenden. Bedford-Strohm betonte die „Notwendigkeit“ des Bündnisses. Man setze so ein Bekenntnis zur „Mitmenschlichkeit, Solidarität und Barmherzigkeit“.
Das Bündnis soll neben der direkten Hilfe auch politisch Druck ausüben und auf einen europäischen Verteilmechanismus für Geflüchtete hinwirken. Bedford-Strohm betonte, die Kirche werde sich auch weiterhin zusätzlich auf dem afrikanischen Kontinent einsetzen, damit weniger Menschen die Flucht über das Mittelmeer auf sich nehmen.
Schiffskauf noch nicht in Sicht
Mehr als 50 Bündnispartner seien bereits für „United4Rescue“ gewonnen worden, erklärte Michael Schwickart vom Trägerverein „Gemeinsam Retten“. Der Verein setzt sich für ein Recht auf Seenotrettung, faire Asylverfahren, sichere Häfen und gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung ein. Es sei eines seiner primären Ziele, ein eigenes Schiff ins Mittelmeer zu schicken. Dieser Plan aber sei noch nicht weit vorangeschritten. Vor allem der Kauf eines Schiffes sei kompliziert. Er selbst rechne mit Kosten von etwa einer Million Euro. Nach erfolgreichem Erwerb, werde die Organisation „Seawatch“ das Schiff übernehmen. Es soll im Frühjahr in See stechen. Bisher gehören dem Bündnis unter anderem einzelne Landeskirchen und freikirchliche Bünde an, aber auch nichtkonfessionelle Organisationen wie „Pro Asyl“, die „Seebrücke“ und die „Akademie Alte Musik Berlin“.
Den Entstehungsprozess des Bündnisses und die Debatte dazu innerhalb der EKD bezeichnete Bedford-Strohm als „gute protestantische Diskussionskultur“. Es gehe der Kirche nicht darum, in Moralismus zu verfallen, sondern Menschlichkeit zu zeigen. Wer, wenn nicht die Kirche, stehe für diese Werte, fragte der Ratsvorsitzende. Kirchenaustritte von Kritikern wolle er dafür in Kauf nehmen: Er sehe sich ausschließlich der „Wahrheit Jesu Christi verpflichtet“. Gott habe in Christus die Welt mit sich versöhnt. Damit seien nicht nur Christen gemeint, sondern alle Menschen.
Kritik an Innenministerium
Leoluca Orlando, Bürgermeister von Palermo, dankte der Evangelischen Kirche für ihren Einsatz. Man könne so eine klare Botschaft an die Europäische Union schicken. Palermo ist die erste Kommune, die dem Aktionsbündnis beigetreten ist. Orlando bemängelte eine mangelnde Kooperationsbereitschaft des deutschen Innenministeriums. Trotz der Bereitschaft verschiedener deutscher Kommunen, Flüchtlinge aufzunehmen, stelle die Behörde sich quer. Von ähnlichen Schwierigkeiten berichtete Katharina Fegesack, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Hamburg.
Von: Martin Schlorke