Kirchenpräsident Volker Jung hat am Dienstag die Initiative der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zum Umgang mit Tod, Trauer und Trost vorgestellt: „Die Frage, wohin wir gehen und ob es eine Hoffnung gibt, ist zutiefst religiös. Wir haben eine klare Botschaft, in deren Zentrum der Tod nicht das letzte Wort hat“, verdeutlichte der Theologe.
Kirche sollte für Menschen da sein und sie in ihrer Trauer nicht allein lassen: „Unsere Hoffnung, die wir haben, hat eine Stärke.“ Die Impulspost stoße bewusst diese Perspektiven an: „Das Thema ist nicht risikolos. Manche trifft es genau, andere schieben es gleich weg. Mit unserer christlichen Botschaft können wir uns dem Thema stellen.“
Tod stellt die Situation vieler Menschen auf den Kopf
Im Zentrum der Initiative stehen persönliche Briefe an über 1,5 Millionen Kirchenmitglieder. Auf der ersten Seite zu sehen ist eine auf dem Kopf stehenden Rose, weil der Tod die Situation vieler Menschen auf den Kopf stelle. Daneben stehen die Worte „Und jetzt? Trauermitmir.de“. Die dünne Broschüre erläutert, dass es für Trauernde sinnvoll ist, seinen Gefühlen Raum zu geben und nicht allein zu bleiben. Auch Tröstende bekommen Hinweise, wie sie das Schweigen brechen und ihre Hilfe anbieten können, etwa bei einem Spaziergang oder einem Kinobesuch. Auch die christliche Perspektive mit der Hoffnung über den Tod hinaus wird hier erwähnt.
Der Ewigkeitssonntag im November biete eine besondere Gelegenheit, das Thema in den Gemeinden aufzugreifen und Gottesdienste sowie Andachten und Gesprächsrunden zu gestalten. Es gibt auf dem Portal www.trauermitmir.de eigens gestaltete Karten für Hinterbliebene und Trauernde. Dort gibt es praktische Hilfen von der Checkliste für Beerdigungen bis zu Formulierungen für Kondolenzschreiben.
Das Medienhaus der Landeskirche wird bis zum Beginn der Adventszeit über das soziale Netzwerk Instagram passende Motive posten und die Impulspost-Aktion mit Social-Media-Aktivitäten begleiten. In allen fünf Regionen der Landeskirche finden im Rahmen der aktuellen Impulspost auch besondere Abendveranstaltungen mit Musik statt.
„Manche Trauer bleibt für immer“
Nirmala Peters, Hospiz- und Trauerseelsorgerin, betonte, dass die Kirche Trauernde nicht allein lassen dürfe: „Wir sollen für sie da sein. Nicht aufdringlich, sondern unaufgeregt. Wir dürfen sie auch nicht aus ihrem Trauern herausreißen, sondern sollten helfen, das Leid mitzutragen.“ Trauer sei mühsam, schwerlich und individuell: „Manche Trauer bleibt immer.“ Vielen helfe es beim Abschiednehmen, noch Zeit mit dem Toten zu verbringen, um das Geschehene zu begreifen. Das Ritual der Aussegnung lenke ein Gefühlschaos oft in geregelte Bahnen.
Propst Klaus-Volker Schütz machte deutlich, dass sich der Umgang mit dem Tod für viele geänderte habe: „Bestimmte feste Formen sind weggefallen. Neue Schätze sind zugewachsen. Die Zahl der Aussegnungen hat zu- und die Berührungsängste haben abgenommen.“ Carmen Berger-Zell, Referentin für Theologie, Ethik, Hospizarbeit und Sterbebegleitung bei der Diakonie Hessen verwies auf Fort- und Weiterbildung in der Hospizarbeit. Es gebe auch Kurse, die Kindern den Umgang mit Sterben, Tod und Trauer näher bringen.
500 Gemeinden machen mit
Mit ihren Impulspost-Aktionen spricht die hessen-nassauische Kirche ihre Mitglieder zweimal im Jahr mit besonderen Themen an. Dabei werden Briefe an alle Haushalte im Kirchengebiet verschickt und die Kirchengemeinden zu eigenen Aktionen eingeladen. Seit 2012 greifet die Landeskirche dabei Themen auf, die für die Menschen und ihr Zusammenleben wichtig sind, und bringt sie mit einer besonderen christlichen Perspektive zu ihren Mitgliedern.
Die Umsetzung übernahmen wieder die Agentur gobasil und das Evangelische Medienhaus der EKHN. Die nächste Aktion zum Thema „Beten“ ist für das Frühjahr 2020 vorgesehen. Die aktuelle Aktion wird von rund 500 Gemeinden vor Ort mit großen Fahnen, Plakaten und eigenen Ideen sowie vielen regionalen Veranstaltungen flankiert.
Von: Johannes Blöcher-Weil