Das Zölibat sei nicht die Lehre der Kirche, sondern beziehe sich auf die Lebensform von Jesus Christus und seiner Apostel, schreibt Walter Kardinal Brandmüller in einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Brandmüller verteidigt darin die Praxis des Zölibats und antwortet damit auf eine Argumentation des Kirchenhistorikers Hubert Wolf. Dieser hatte vorige Woche in der FAZ die Abschaffung des Zölibats gefordert. Der Tradition, dass schon Christus und seine Apostel ehelos gewesen seien, komme „die gleiche Verbindlichkeit wie der Heiligen Schrift zu“, schreibt Brandmüller. Denn beide enthielten göttliche Offenbarung.
Der Priester feiere am Altar das Opfer Christi „in Persona Christi“ und kraft des Weihesakraments. „Wer so existentiell in das Erlösungswerk Christi eingebunden ist, sollte er nicht auch ‚in Persona Christi‘ leben, die Lebensform seines Meisters übernehmen?“, fragt Brandmüller. Das „alles Verlassen“ um des Evangeliums willen hätten Jesus und seine Jünger vorgelebt. Und auch der Apostel Paulus habe die Ehelosigkeit um des Dienstes an der Sache Jesu willen hochgeschätzt.
Skandale zu „voyeuerhaft“ beleuchtet
Zeiten kirchlicher Blüte seien zudem von der Treue zum Zölibat gekennzeichnet. Brandmüller nennt die Zeit Karls des Großen, die „Karolingische Renaissance“ und die Zeit der Sachsenkaiser. Auch die Bewegung der franziskanischen Orden und die Gründung von Zisterzienserklöstern zeige „die Anziehungskraft des Ideals der Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen“.
Der Kardinal spricht auch die „Skandale“ rund um das Thema Zölibat an und meint damit dem Missbrauchsskandal der Katholischen Kirche. Er kritisiert, dass die Öffentlichkeit „den Prunkstrahler voyerhaft“ auf dieses Thema gerichtet habe. Das diene dazu, „Institution, geistlichen Wert des priesterlichen Zölibats zu diskreditieren“. Die Analyse der Skandale müsse „gemäß den Anforderungen der historisch-kritischen Methode“ stattfinden „und nicht unter dem Einfluss von Adrenalin“.
Von: Swanhild Zacharias