Die Katholische Kirche darf sich nicht darüber ärgern, dass sie wenig in den Medien vorkommt, denn sie meldet sich zu selten hörbar zu Wort. Das schreibt der Mainzer Medienwissenschaftler Hans Mathias Kepplinger in der aktuellen Ausgabe des katholischen Magazins durchblick. „Viele Journalisten sind Mitglieder einer Konfession, aber nur wenige stehen ihrer Kirche nah, und noch weniger würden sie in einer Kontroverse rechtfertigen. Deshalb müssen engagierte Katholiken damit rechnen, dass die Medien ihre in der Öffentlichkeit vertretene Meinung zu kontroversen Themen überwiegend abwertend darstellen oder totschweigen“, erklärt Kepplinger.
Wer damit rechnen muss, dass Medien eher negativ über einen berichten, dessen Meinungsäußerung erfordere Mut, weil sie das eigene Sozialprestige gefährde. „Das schreckt die Mutlosen ab und entmutigt die Mutigen.“ Diese Erfahrung hätten auch „engagierte Katholiken“ gemacht. Das führe dazu, dass sie sich nicht mehr äußerten. Die Kirche sitze somit in der „Schweigefalle“.
Kepplinger vermisste etwa Stellungnahmen der Katholischen Kirche, als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) von den Medien attackiert wurde, als er das Werbeverbot für Abtreibungen unterstützte. Geschwiegen habe die Kirche auch, als Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. „Weil sich Vertreter der katholischen Kirche auch selten zu kontroversen Themen äußern, wenn sie den Kern ihres Glaubens treffen, spielen sie in der aktuellen Berichterstattung keine Rolle, und daran sind nicht die Journalisten schuld.“
Journalisten brauchen berichtenswerte Inhalte von den Kirchen
Das wirke sich auch auf die Anziehungskraft der Kirchen aus: „Warum sollten sich Jugendliche öffentlich gegen die Christenverfolgung im Nahen Osten und in Teilen Asiens engagieren, wenn dazu die Bischöfe, von mahnenden Sonntagsreden abgesehen, schweigen? Warum sollten sich Jugendliche für das christliche Erbe unserer Gesellschaft engagieren, wenn viele Kleriker die Bedeutung des Christentums für unsere Alltagskultur, unser Rechtssystem, unsere Politik und Staatsverständnis nicht kennen oder nicht öffentlich dafür eintreten?“
Allerdings, so weiß Kepplinger aus Journalisten-Befragungen, halten mehr als zwei Drittel der Journalisten in Deutschland – bei aller Kirchenkritik – genau das für wichtig: dass die Gesellschaft sich wieder mehr auf ihr christliches Erbe besinnt. Aber dafür müssten die Kirchen sich auch entsprechend äußern und inhaltliche Vorlagen mit Nachrichtenwert liefern.
Von: Jonathan Steinert