Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ruft Kirchengemeinden dazu auf, am zweiten Sonntag der Passionszeit für bedrängte und verfolgte Christen zu beten. Ein Schwerpunkt der Fürbitte in diesem Jahr, der sich Gemeinden am kommenden Sonntag in besonderer Weise widmen sollen, ist die Menschenrechtslage in Ägypten.
„In den letzten Jahren und in besonderer Weise im Jahr 2017 wurden Christen und christliche Stätten in erschütterndem Maße zu Zielen terroristischer Anschläge“, schreibt Bischöfin Petra Bosse-Huber in ihrem Geleitwort zur diesjährigen Materialsammlung der EKD zur Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen. „Die Verletzungen, die Narben und die Verunsicherung werden bleiben und gehen mit in die Zukunft“.
Hoffnung trotz Schwierigkeiten
Die Leiterin der Hauptabteilung Ökumene und Auslandsarbeit der EKD erklärt: „Gerade deshalb wenden wir uns, zusammen mit unseren Geschwistern in Ägypten und weltweit, an Gott, und bitten ihn, dem Unrecht und der Gewalt Einhalt zu gebieten.“ Im Land am Nil lebt heute die größte christliche Gemeinde des Nahen Ostens. Rund zehn Prozent der etwa 90 Millionen Ägypter sind Christen, die meisten von ihnen gehören der koptischen Kirche an.
Das diesjährige Materialheft mit dem Schwerpunkt Ägypten bietet Hintergrundinformationen zur aktuellen, aber auch zur historischen Situation der christlichen Kirchen. Gleichzeitig bekommen Leser Einblick, wie trotz der Schwierigkeiten die ägyptischen Gemeinden in ihrem Alltag und ihrer Arbeit Zeichen der Hoffnung setzen. Ein weiterer Schwerpunkt der Materialsammlung liegt auf Texten für Gottesdienst und Liturgie. Auch wer bisher zu diesem Land noch keine engere Verbindung hatte, finde im Heft Angebote für eigenes Engagement und Unterstützung, heißt es in einer Pressemitteilung der EKD. Zudem gibt es Hinweise aus dem Bereich Kunst, Literatur und Film.
Jung: „Differenzierte Wahrnehmung religiös motivierter Gewalt“
Seit dem Jahr 2010 ruft die EKD am Sonntag Reminiszere Kirchen und Gemeinden auf, in Gottesdiensten und Gebeten in besonderer Weise auf die Leidenserfahrungen von Christen in anderen Ländern aufmerksam zu machen und Anteil zu nehmen. Der Sonntag Reminiszere verdankt seinen Namen dem sechsten Vers des Psalms 25: „Gedenke (lateinisch: Reminiscere), Herr, an deine Barmherzigkeit.“
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, warb im Rahmen der Aktion „für eine differenzierte Wahrnehmung religiös motivierter Gewalt“. Nicht überall, wo Christen bedroht würden, gebe es eine systematische „Verfolgung“, erklärte der Kirchenmann. Laut Untersuchungen zeigten, dass dort, wo Christen unter Repressalien litten, in der Regel auch die Menschrechte anderer gesellschaftlicher Gruppen grob missachtet würden, heißt es in einer Mitteilung der EKHN. „Wenn wir als christliche Kirche um Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden bitten, dann müssen wir Menschen anderer Religionen und die Welt insgesamt einschließen“, sagte Jung.
Von: Martina Blatt