Das neue Gottesdiensthandbuch der schwedischen Protestanten sorgt für Wirbel: Vor allem britische Medien berichten, die Schwedische Kirche dränge die Geistlichen dazu, in Bezug auf Gott nicht mehr von „Herr“ oder „Er“ zu sprechen.
Auch die deutsche Tageszeitung Die Welt titelte: „Schwedische Protestanten machen Gott zum ‚Es‘“. Das Vaterunser behalte zwar weiterhin seinen Namen, aber ansonsten halte die Kirche die weniger eindeutige Bezeichnung „Gott“ für angebracht.
Die Kirchenleitung widersprach am Samstag vehement Teilen der medialen Darstellung – und bezeichnete die Berichterstattung gar als „Fake News“.
Heiliger Geist wird grammatisch weiblich
Die Vorsitzende des Gottesdienstausschusses, Sofija Pedersen Videke, sagte: „Natürlich bleiben im neuen Gottesdiensthandbuch traditionelle Ausdrucksweisen des christlichen Glaubens enthalten.“ Allerdings seien geschlechtsneutrale Alternativen in einigen Gebeten hinzugefügt worden. Wie im Hebräischen sei etwa der Heilige Geist nun grammatisch weiblich. Damit folge die Kirche ihrer Bibelübersetzung aus dem Jahr 2000.
Künftig könnten Verantwortliche aus drei Optionen wählen, wie sie den Gottesdienst eröffnen wollten, so Pedersen Videke: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, außerdem „im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ oder „im Namen Gottes, der Dreifaltigkeit“.
Seit einiger Zeit gibt es im Schwedischen neben den beiden männlichen und weiblichen Pronomen („han“ und „hon“) auch die neutrale Bezeichnung „hen“, im Deutschen also „es“. Dieses Wort werde im neuen Handbuch gar nicht benutzt, so Pedersen Videke. Gott sei mehr als „sie“ und „er“, Gott sei viel mehr als das.
Von einem Zwang zur geschlechtsneutralen Sprache kann also eher nicht die Rede sein. Dennoch ermutigt die Kirche ihre Geistlichen zu einer „inklusiveren“ Ausdrucksweise.
Im Hymnus „Gloria sei Gott in der Höhe“ aus Lukas Kapitel 2 Vers 14 ist „er“ tatsächlich entfallen. Auf Deutsch würde dies etwa bedeuten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen von Gottes Wohlgefallen“, anstelle von „bei den Menschen seines Wohlgefallens“. Kenneth Nordgren, laut der schwedischen Website „thelocal.se“ der Initiator der Änderung, kommentierte: „Damit kommen wir der inklusiven Sprache und der direkten liturgischen Rede über Gott ein Stück näher.“
Das neue Handbuch war am Donnerstag von der Generalsynode der Schwedischen Kirche angenommen worden und soll am 20. Mai 2018 eingeführt werden. Zuvor hatte es eine zehnstündige Debatte gegeben. Allerdings nicht um geschlechtsneutrale Bezeichnungen für Gott, sondern weil es unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich Musik gegeben habe, teilte die Kirche mit.
von: Nicolai Franz