Am Ende wurde es noch einmal richtig teuer: Bis zu zehn Millionen Euro, ein Drittel mehr als geplant, muss die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum nachschießen. Wie das EKD-Ratsmitglied Andreas Barner am Montag vor der in Bonn tagenden Synode der EKD erklärte, sei beim Trägerverein des Reformationsjubiläums im Jahr 2017 ein erhöhter Zuschussbedarf in Höhe von 6,5 Millionen Euro entstanden.
Für weitere, derzeit noch nicht absehbare Kosten wird zusätzlich ein Puffer von 3,5 Millionen Euro in den Haushaltsplan aufgenommen. Vor Journalisten erklärte Barner, höhere Sicherheitsmaßnahmen etwa wegen der Terrorgefahr sowie fehlende Besucherzahlen etwa bei der Weltausstellung Reformation oder bei den „Kirchentagen auf dem Weg“ in Mitteldeutschland hätten die Erhöhung notwendig gemacht.
Pollack fordert kürzere Gottesdienste
Am Morgen hatte sich das noch bis zum Mittwoch im Bonner Maritim-Hotel tagende Kirchenparlament weiter mit der inhaltlichen Auswertung des Jubiläums beschäftigt. Dabei sprach sich etwa der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack dafür aus, Gottesdienste künftig kürzer zu feiern. „Kein Gottesdienst länger als 50 oder 60 Minuten“, sagte Pollack. „Dass Menschen wegbleiben, hat zwar auch damit zu tun, dass sie etwa mit der Art der Predigt unzufrieden sind, aber vor allem, dass sie am Sonntagvormittag schlichtweg anderes zu tun haben, das ihnen wichtiger ist.“ Man erleichtere es Menschen, am Gottesdienst teilzunehmen, wenn er kürzer sei.
Die Bonner Journalistin Christiane Florin beklagte, im Reformationsjahr 2017 habe es aus Sicht der Theologin zu oft eine „Ökumene der Belanglosigkeit, eine Mischung aus Scheinriesentum und Selbstverzwergung“ gegeben. „Toleranz, miteinander reden, irgendwas gegen die AfD und für das Grundgesetz – das passt immer“, sagte Florin. „Das ist so anschlussfähig wie ein Playmobil-Luther, der mit ein paar Kunstgriffen in einen Astronauten, einen Lokführer oder eine Krankenschwester verwandelt werden kann.“
Derzeit würden Bischöfe kritische Fragen ihrer eigenen Basis „als Kulturpessimismus weglächeln“. „Ein verzweifelter Gute-Laune-Ton macht sich breit“, sagte Florin. Bisher lasse sich über vieles noch leicht hinwegsehen: Die Kirchen hätten Geld, die Spitzenpolitiker seien da, die öffentlich-rechtlichen Sender berichteten. „Die Reste der Volkskirche tun sich mit den Resten der Volksparteien zusammen, das macht immer noch was her.“
Von: Josef Seeberger