Überfüllte Kirchen zum Reformationstag: Wie „Weihnachten und Ostern zusammen“

Um das Reformationsjubiläum zu feiern, sind Tausende Menschen wortwörtlich in die Kirchen geströmt. An vielen Orten standen die Menschen am Reformationstag Schlange, um Gottesdienst zu feiern.
Von PRO
Zahlreiche Menschen standen am Reformationstag vor der Katharinenkirche Schlange

Zum Reformationstag hat sich ein konträres Bild zu den üblichen Meldungen über leere Kirche geboten: Am Dienstag zelebrierte Deutschland mit dem bundesweiten Feiertag das 500-jährige Reformationsjubiläum. Nicht nur in Wittenberg, wo der Reformator Martin Luther vor fünf Jahrhunderten die Thesen an die Schlosskirche schlug, feierten die Menschen Gottesdienste. Vielerorts war der Andrang vor den Kirchen so groß, dass sich Schlangen bildeten und die Menschen mitunter keinen Platz mehr in den Gotteshäusern bekamen.

„Bestärkung für einladende Gemeinden“

Der Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Rahn, sagte, manche evangelischen Gemeinden seien sich in den vergangenen Tagen vorgekommen, als ob „Weihnachten und Ostern zusammenfällt“. Er ergänzt: „Mit einem solch hohen Interesse zum 500. Jahrestag der Reformation hat kaum einer gerechnet“. Er bedauerte jedoch, dass wegen des großen Andrangs viele Menschen nicht in die gewünschten Veranstaltungen gekommen seien.

Gegenüber pro sagte ein Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland am Mittwoch: „Das große Interesse an den Gottesdiensten am Reformationstag unterstreicht, dass das 500. Reformationsjubiläum Millionen Menschen überall in Deutschland und darüber hinaus erreicht und bewegt hat.“ Er fügte hinzu: „Dass am Ende des Reformationsjahres so viele Menschen gemeinsam Gottesdienst gefeiert haben, ist eine Bestärkung für einladende Gemeinden.“

Göttingen: Spontan zweiten Gottesdienst angesetzt

Zahlreiche Menschen mussten etwa in Göttingen an der St.-Johannis-Kirche Schlange stehen, um in den zentralen Gottesdienst zu gelangen. Die Platzkapazitäten reichten nicht für die wartenden Gläubigen. Bei dem Gottesdienst um 11 Uhr war vor der Tür noch immer eine riesige Schlange. Spontan wurde ein zweiter Gottesdienste gefeiert, berichtet das Göttinger Tageblatt. Dieser war genauso voll, und der Pfarrer zeigte sich begeistert.

Mehr Betrieb als zu Weihnachten

Auch in der Frankfurter Katharinenkirche war das Interesse am zentralen ökumenischen Gottesdienst groß. So berichtet die Frankfurter Rundschau davon, dass „kein einziger Platz frei“ gewesen sei. Menschen hätten nicht nur in den Gängen gestanden, sondern auch vor der Kirche eine lange Schlange gebildet. Nicht einmal an Weihnachten sei so viel los.

Beim offiziellen Festgottesdienst zur Reformation in Hessen in der Marburger Elisabethkirche am Sonntag hatten viele Besucher keinen Platz mehr gefunden. Diese wichen zur Gottesdienstübertragung in die ebenfalls überfüllte Michaeliskapelle aus. Der Gottesdienst wurde zudem im Hessischen Rundfunk übertragen. Zur Nacht der Reformation für Hessen-Nassau am Dienstagabend in Wiesbaden kamen über 1.700 Besucher in die Lutherkirche. Rund 200 von ihnen mussten in das eigens bereitgestellte Zelt zu einer Außenübertragung und den Luthersaal der Gemeinde ausweichen. Ähnliche Andrangsszenarien spielten sich in Wuppertal, Braunschweig, Potsdam oder Passau ab.

Grüne Haare für sächsischen Pfarrer

Der Pfarrer Andreas Richter aus dem sächsischen Werdau hatte gewettet: „Ich lasse mir die Haare grün färben […], wenn zum Festgottesdienst 500 Besucher kommen.“ Das berichtet die Nachrichtenseite tag24.de. Am Ende kamen rund 400 Personen – „so viele wie sonst zu Weihnachten“. Auch wenn es nicht 500 Besucher geworden sind, sieht Richter die Zahl trotzdem als einen Gewinn. „Das ist mir auf jeden Fall eine Strähne Hoffnung wert.“ Der Geistliche will sich nun zumindest eine grüne Strähne färben lassen.

Von: Martina Blatt

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