Ibn Migas, ein jüdischer Rabbi im 16. Jahrhundert, habe die lutherische Reformation als von Gott gewollt empfunden, um den damals vorherrschenden Irrglauben zu entlarven. Dadurch sei es dem Christentum gelungen, wieder zum Urglauben der ersten Christen zurückzukehren. Das analysiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einem Artikel des Judaisten Giuseppe Veltri. Was demnach aus jüdischer Sicht zudem zu begrüßen ist, sei Luthers ablehnende Haltung gegenüber der ethnischen Säuberung von Juden in Spanien und Portugal.
Dass Hebräischunterricht zur Pflicht wurde und die Wichtigkeit der hebräischen Originalbibel in den Blick geriet, sei dem Wittenberger Gelehrten zu verdanken und somit nicht uninteressant für das Judentum. „Luther scheint phasenweise so was wie ein Hoffnungsträger des Judentums gewesen zu sein. Man setzte die Hoffnung, dass nun eine Entwicklung eintreten würde, die den Juden eine dauerhaftere Perspektive eröffnet“, so der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann.
Judenfeindlichkeit schien teilweise vergessen
Doch der Gedanke an die lutherische Reformation ruft auch negative Erinnerungen hervor. Als Luthers ursprüngliche Strategie, die Juden für das Christentum zu begeistern, erfolglos blieb, distanzierte er sich immer mehr von ihnen. Die Hoffnung auf ihn wurde bitter enttäuscht. Während seine erste Judenschrift noch übertitelt war mit „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei“, verfasste Luther 20 Jahre später eine feindselige Abhandlung über Juden, diesmal mit dem Titel: „Von den Juden und ihren Lügen“.
In den darauf folgenden Jahrhunderten verschwand Luthers Judenhass immer mehr aus der Erinnerung. Dies führte im 19. Jahrhundert sogar soweit, dass Juden Luther als Freiheitsheld und Vertreter der Aufklärung sahen. Seine Judenfeindlichkeit schien vergessen. Erst mit steigendem Antisemitismus wurden die antijüdischen Schriften wieder ins Bewusstsein gerufen.
Nichtsdestotrotz sei das europäische Judentum von der lutherischen Reform nicht völlig unberührt geblieben. Jüdische Gelehrte schlugen sich meist nicht auf eine Seite der beiden Großkirchen. Sowohl Reformation als auch Gegenreformation hätten das Judentum geprägt, so die FAZ.
Von: Jennifer Adam
Eine Antwort
Luthers Judenfeindlichkeit war über die Zeiten kaum vergessen – bot sie doch den Beffchenträgern zu allen – wirklich allen, nicht nur den „vergessenen“ Zeiten – Anlaß und theoretischen Hintergrund, ihren eigenen „rassischen “ Antisemitismus frei von der Kanzel zu verkünden. Heute aber wird von offiziöser Seite versucht, dieses spezielle Kapitel zu verschweigen, man läßt es sogar aus den neuen Lehrbüchern und Unterrichtseinheiten verschwinden!!!