Papst Franziskus ist das 266. Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Der Argentinier hat in seiner Amtszeit schon für etliche Überraschungen gesorgt. Seit 1958 ist Bergoglio Jesuit. 1969 wurde er Priester, 1998 Erzbischof von Buenos Aires und 2001 Kardinal. Bergoglio, der vier jüngere Geschwister hat, lernte den Beruf des Chemietechnikers.
Er studierte zunächst Geisteswissenschaften und später Theologie. Durch seine theologische Prägung sieht er die Kirche vor allem an der Seite der Armen. Später wurde er Leiter der argentinischen Provinz des Jesuiten. Jahrzehnte lang dauerte ein Streit über seine Rolle im Umgang mit Priestern und deren Verhältnis zur argentinischen Diktatur. Das Thema wurde bei der Papstwahl 2013 erneut öffentlich diskutiert.
Kritik an Wirtschaft und Homo-Ehe
Als Erzbischof von Buenos Aires legte Bergoglio einen Schwerpunkt auf die Arbeit in den Slums. Die Zahl der dortigen Gemeinden wuchs enorm. Er scheute auch keine Auseinandersetzung mit Politik und Wirtschaft: Dass Unternehmen ihre Gewinne ins Ausland verlagerten, prangerte er genauso als Sünde an wie die gleichgeschlechtliche Ehe. Darin sah er „einen echten und bitteren anthropologischen Rückfall“, der dem Plan Gottes widerspreche.
Im Konklave 2013 erhielt Bergoglio im fünften Wahlgang die nötige Zweidrittelmehrheit. Er war nicht nur der erste Jesuit als Papst, sondern entschied sich auch als Erster für den Namen Franziskus. In seiner ersten Predigten fordert er die Solidarität mit den Armen und die Bewahrung der Schöpfung.
Vor allem sein bescheidenes Auftreten und der Verzicht auf ihm zustehende Privilegien sicherte Franziskus bei den Gläubigen Sympathien. Er ließ am Petersplatz Duschen für Obdachlose bauen. Personell sorgte er für einige Überraschungen; auch was die Bekämpfung der Korruption innerhalb der Vatikanbank betraf.
Jesus Christus bewegt die Kirche zum Evangelium
Die Aufgabe der Kirche sei es, das Evangelium zu verkündigen: Jesus Christus selbst bewege sie dazu. Katholiken müssten missionarisch sein, aber auch soziale Wunden heilen, findet Franziskus. Frauen wolle er theologisch stärken, eine Frauenordination lehnte er auch nach der Papstwahl ab. Die Katholiken mahnte er zu regelmäßiger Beichte. 2015 kündigte Franziskus ein außerordentliches Heiliges Jahr der Barmherzigkeit an.
Für Schlagzeilen sorgte sein Besuch der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa. Dort besuchte er das Aufnahmelager für Armutsflüchtlinge aus Afrika und bat öffentlich um Vergebung. Franziskus kritisierte die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ gegenüber diesem Elend. Beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro rief er zur Überwindung sozialer Ausgrenzung auf. Die Jugend solle sich einmischen und mithelfen, eine gerechte, solidarische Welt zu bauen.
Kritik äußerte der Papst auch an der freien Marktwirtschaft: „Diese Wirtschaft tötet“. Dem müsse die Kirche Grenzen setzen. Er erteilte der „Vergötterung des Geldes“ eine klare Absage. Die tiefste Ursache der Finanzkrise sei, dass die Vorherrschaft des Geldes akzeptiert und der Vorrang des Menschen geleugnet werde. Damit sorgte er für große öffentliche Debatte in westlichen Ländern.
Auch die Bewahrung der Schöpfung steht auf Franziskus‘ Agenda. Es gehe darum, der Verschwendung und Vernichtung von Lebensmitteln Einhalt zu gebieten. Der Papst kritisierte die allgemeine Denkweise der Wegwerfkultur. In der Enzyklika „Laudato si“ befasste er sich 2015 maßgeblich mit dem Umwelt- und Klimaschutz. Menschen seien die Hauptverursacher der globalen Erwärmung. Er erklärte die Energiewende zu einer moralischen Notwendigkeit.
Brückenbauer zu Gott und zwischen den Menschen
Franziskus bemühte sich um weitere Aufklärung in den Missbrauchsfällen. Es ging ihm um einheitliche staatliche Regelungen im Hinblick auf homosexuelle Lebenspartnerschaften. Für die Ausgrenzung und Diskriminierung Homosexueller müsse sich die Kirche entschuldigen. Eine Gleichstellung im Eherecht lehnt er weiterhin ab, genauso wie Schwangerschaftsabbrüche.In der Ökumene und im interreligiösen Dialog ging er auf Vertreter anderer Kirchen zu. Er wolle Brückenbauer zu Gott und zwischen den Menschen sein. Mit dem Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche kam nach 1.500 Jahren ein Gespräch zustande. Gegenüber dem Islam dürfe es nicht zu unfairer Kritik oder Verleumdung kommen. Im Juni 2016 verurteilte Franziskus die Todesstrafe unter jeglichen Umständen. Auch Satire über Religion stimme er nur bis an gewisse Grenzen zu. Jede Religion habe eine Würde, über die man sich nicht lustig machen dürfe. (pro)Serie über Franziskus bekommt Emmy-Auszeichnung (pro)
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