500 Jahre nach Luther: „Bekenntnisfreies Gesäusel“ statt „Christus-Zentriertheit“

Als einen glühenden Verfechter seiner Sache und beeindruckenden Glaubenskämpfer beschreibt der Journalist Matthias Matussek den Reformator Martin Luther. Unter den Protestanten in Deutschland sei davon heute jedoch nicht mehr viel übrig, kritisiert er.
Von PRO
Von dem „glühenden“ Glaubenskämpfer Martin Luther und seiner „Christus-Zentriertheit“ sei in den Kirchen heute nicht mehr viel übrig, kritisiert der Journalist Matthias Matussek

Vom eigentlichen Anliegen Luthers, sich als Gläubiger ganz auf Christus auszurichten und „glühend“ für seine Sache zu kämpfen, sei heute „in unseren Breiten“ nicht mehr viel übrig, kritisiert der Journalist Matthias Matussek die protestantischen Kirchen in Deutschland in einem mehrseitigen Artikel im Focus über den Reformator. Von allem, was Martin Luther verkündet und wofür er gekämpft habe, sei „nur dieses bekenntnisfreie Gesäusel“ übrig geblieben, „diese Trivialitäten zum ‚Wort zum Sonntag‘, dieses Seid-nett-Zueinander, dieses kapitulierende Verbrüderungswischiwaschi“. Angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen, die zum Beispiel andere Religionen wie der Islam in Deutschland mit sich brächten, erstaune das besonders. Matussek wirft den Kirchen im negativen Sinn vor, eine „zeitgemäße Theologie“ zu lehren mit „Klampfenmusik, deren Seichtheit nur noch überboten wird von der der progressiven Katholiken in einem zunehmend glaubenslosen, diesseitsversessenen Land“. So oder ähnlich hätte sicher auch Luther selbst „gepoltert“.
In seinem Artikel nimmt Matussek die Leser mit auf eine Reise durch Luthers Biografie und beschreibt ihn als einen glühenden Kämpfer für seine Sache. Diese „volle Wucht“, mit der Luther seinerzeit agiert habe, sei den „Machern von heute“ eher peinlich, so scheine es. Das werde deutlich, „wenn sie Luthers felsenfesten Christus-Glauben zur ‚Sinnagentur‘ abstrahieren, die für ‚zentrale ethische Herausforderungen wertvolle Maßstäbe anzubieten‘ habe“.
Matussek spricht auch die kritischen Seiten Luthers an und seine spätere antisemitische Haltung gegenüber den Juden an, die in seiner Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ offenbar werde und in der Luther dazu auffordere, die Juden zu vertreiben und ihre Synagogen anzuzünden.
Trotzdem sei der Reformator ein beeindruckendes Beispiel für einen „existenziellen“ Glaubenskämpfer gewesen. Ihm sei es um eine „innere Offenheit für Gott, um eine direkte Frömmigkeit ohne alle Vermittlungen durch Priester oder Sakramente oder andere Äußerlichkeiten“ gegangen. Die „Christus-Zentriertheit“ sei grundlegend für ihn gewesen. Heute werde in der religiösen Praxis daraus „schließlich ein Selbstgespräch, das erst gebetet, dann gemurmelt, dann immer stummer wird und sich irgendwann auflöst in einem unbestimmten frommen Rauschen“. Luther habe die Möglichkeit des individuellen Zugangs zu Gott für jeden Einzelnen jedoch als Befreiung verstanden. (pro)Ökumene bei einer Tasse Kaffee (pro)
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