„Europäische Christen sollten sich nicht dauernd entschuldigen, dass unsere Kirchen weniger voll sind als etwa in Südkorea“, sagte Käßmann in Gespräch mit der Zeit. Kirchenbesucherzahlen sagten nichts über die Glaubwürdigkeit der Christen aus. „Wir Europäer haben es geschafft, Glaube, Vernunft, Kirche und Aufklärung zusammenzuhalten. Das ist eine Kulturleistung. Wir sollten selbstbewusster sein.“
Den Protestantismus sehe sie als „Schritt ins Leben“. Scheitern sei erlaubt. „Du musst nicht zwanghaft ein perfektes Leben anstreben. Du kannst nie sünden- oder schuldfrei sein, sondern bleibst auf Gottes Gnade angewiesen.“ Aus diesem Grund sei die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vielfach kritisiert worden, da sie sich beispielsweise für Geschiedene einsetze und ihnen die Möglichkeit eines Neuanfangs eröffne. „Es gibt Verlässlichkeit, Vertrauen und Verantwortung auch außerhalb der Ehe.“