Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat tiefes Bedauern über den Tod von Bootsflüchtlingen geäußert. Verschiedenen Medienberichten zufolge sind mehrere Dutzend Menschen bei der Flucht aus Libyen über das Mittelmeer ertrunken. „Der Tod so vieler Menschen innerhalb weniger Stunden ist schrecklich. Dem himmelschreienden Leid und sinnlosen Sterben im Mittelmeer muss endlich ein Ende bereitet werden“, schreibt Bedford-Strohm auf seiner Facebook-Seite. Das von den Kirchen mitfinanzierte Rettungsschiff „Sea-Watch 4“ sitzt derweil offenbar im Hafen von Palermo fest.
Nach Angaben einer EKD-Pressemitteilung vom Freitag sind binnen eines Tages mehr als 90 Flüchtlinge nach Bootsunglücken vor der libyschen Küste ums Leben gekommen. Der Mitteilung zufolge hatte sich der EKD-Ratsvorsitzende am Donnerstag in einem Video-Treffen mit der italienischen Verkehrsministerin Paola De Micheli für die Freigabe des Rettungsschiffes „Sea-Watch 4 – powered by United4Rescue“ eingesetzt. Das Rettungsschiff, das von der EKD mitfinanziert wurde, sei derzeit im Hafen von Palermo festgesetzt. Bereits im September hatten italienische Behörden das Auslaufen des Schiffes behindert.
Bei dem Treffen am Donnerstagabend haben demnach auch der Generalkommandant der italienischen Küstenwache, Giovanni Pettorino, sowie der Koordinator des Flüchtlingsprogramms der Föderation der evangelischen Kirchen in Italien, Paolo Naso, teilgenommen. In der Videokonferenz hatte Bedford-Strohm sein Unverständnis darüber ausgedrückt, dass ein Auslaufen des Schiffes trotz der offensichtlichen Notlage auf dem Mittelmeer nicht möglich ist.
Nach EKD-Angaben wird das Auslaufen vor allem durch „rechtliche Fragen“ verhindert. Dass die rechtlichen Belange mehr Gewicht haben als die „humanitäre Dringlichkeit“, bedauerte der Ratsvorsitzende. Die „konstruktiven Bemühungen“ um die Freilassung des Schiffes sollen fortgesetzt werden. „Wir werden aber am Ball bleiben, so dass die Sea-Watch 4 wieder das tun kann, wofür sie da ist: Leben retten“, schreibt Bedford-Strohm.
Die „Sea-Watch 4“, die zu Jahresbeginn von dem kirchlich initiierten Bündnis United4Rescue aus Spenden erworben und als Rettungsschiff ausgestattet worden war, liegt seit seiner ersten Rettungsmission, bei der es 353 Migranten aus Seenot gerettet hatte, im Hafen von Palermo fest.
Von: Norbert Schäfer