Das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Pew-Forschungsinstitut hat untersucht, welche europäischen Länder besonders religiös sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Europäer im Vergleich zu anderen Teilen der Welt weniger religiös sind. Die Studie erkennt aber auch innerhalb Europas deutliche Unterschiede – und ein starkes Ost-Westgefälle.
Während in Rumänien 55 Prozent der Bevölkerung „stark religiös“ sind, liegt der Wert in Österreich bei 14 Prozent. Kurz dahinter folgen Deutschland, Frankreich und die Schweiz mit jeweils 12 Prozent. Den letzten Platz belegt Estland (7 Prozent). Im Mittelfeld der Rangliste sind Italien (27 Prozent) und Spanien (21 Prozent) zu finden. Eine Ausnahme sind die Portugiesen. Als einziges westeuropäisches Land kommt Portugal auf über ein Drittel „stark religiöser“ Menschen (37 Prozent).
Die repräsentative Umfrage legte vier Merkmale fest, die einen „stark religiösen“ Menschen ausmachen. Neben den Gottesdienstbesuchen gehörte dazu das tägliche Gebet sowie der Glaube an Gott und eine Relevanz des Glaubens im Alltag. Alle Erwachsenen, die mindestens zwei dieser Merkmale in einem stark ausgeprägten Sinn haben, wurden in der Studie erfasst.
Deutsche gehen regelmäßig in die Kirche, glauben aber nicht an Gott
Weiterhin splittet die Studie die Länder einzeln nach den vier Merkmalen auf. Interessant ist die Verschiebung der Platzierungen bei den Gottesdienstbesuchern. Hier landen die Polen mit 61 Prozent auf dem ersten Platz. In der Bewertung aller vier Merkmale befindet sich Polen aber nur an der achten Stelle. Auch Deutschland macht einen Sprung nach vorn auf den 18. Platz. Fast ein Viertel der Deutschen gibt an, mindestens einmal pro Monat einen Gottesdienst zu besuchen.
Obwohl 24 Prozent der Deutschen regelmäßig einen Gottesdienst besuchen, geben in der Umfrage nur zehn Prozent an, mit absoluter Bestimmtheit an Gott zu glauben. Eine noch größere Differenz gibt es bei den Italienern. Gegenläufig ist die Entwicklung in Armenien. Nur 34 Prozent gehen beständig in Gottesdienste, doch 79 Prozent geben an, an Gott zu glauben.
Jeder zehnte Deutsche betet täglich
In keinem europäischen Land betet die Hälfte der Bevölkerung jeden Tag. Während in Polen noch fast jeder Dritte betet, sind es in Großbritannien sechs Prozent der Bevölkerung. Österreich schneidet ähnlich ab. Die Italiener und Niederländer befinden sich im europäischen Mittelfeld. Spitzenreiter ist Moldawien (48 Prozent). Armenien landet knapp dahinter.
Ähnlich sieht die Rangliste beim letzten untersuchten Merkmal eines „stark religiösen“ Menschen aus, der Relevanz des Glaubens im Alltag. Auf dem ersten Platz findet sich Griechenland wieder (55 Prozent). Armenien ist hinter Bosnien auf Platz drei. Wie beim täglichen Gebet rangieren Länder wie Italien und Holland im Mittelfeld. Erneut auf den hinteren Plätzen sind Österreich und Deutschland zu finden. Das Schlusslicht ist abermals Estland.
Generell zeigen sich bei allen der vier untersuchten Merkmale deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westeuropa. Ausnahmen bilden nur Portugal sowie Litauen. Gründe für die Zahlen liefert die Umfrage nicht. Alle europäischen Länder und die zugehörigen Zahlen finden sich auf der Internetseite des Pew-Forschungsinstituts. Befragt wurden über 56.000 Personen.
Von: Martin Schlorke