Sowohl Mobbing als auch Cybermobbing gewinnen unter Erwachsenen an Bedeutung. Dies geht aus der Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing hervor, die am Dienstagin Karlsruhe veröffentlicht wurde. Demnach waren 28 Prozent der Befragten schon einmal Opfer von Mobbing und acht Prozent Opfer von Cybermobbing.
Von PRO
Foto: Allen Lee
Viele Menschen mobben ihre Arbeitskollegen oder Freunde nur aus Spaß und Langeweile
99 Prozent der Befragten geben an, schon einmal den Begriff Mobbing gehört zu haben. Für die Macher der Studie liegt dann Mobbing vor, „wenn eine Person gezielten und systematischen Angriffen, Schikanen oder Diskriminierungen ausgesetzt ist, die wiederholt auftreten und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken“. Unter Cybermobbing verstehen sie die „Diffamierung, Beleidigung, Belästigung, Bedrängung, Bloßstellung oder Nötigung von Personen mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmedien über das Internet oder auch mittels Mobiltelefonen“. 85 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Überzeugung, dass Cybernobbing immer stärker um sich greift. Etwas mehr als die Hälfte meint, dass diese Angriffe sehr stark zugenommen haben. Fast 44 Prozent der Teilnehmer haben eine Mobbing-Situation schon einmal als neutrale Beobachter erlebt, Rund ein Drittel war als Unterstützer oder Mediator in diese Konfliktsituationen eingebunden. Als Täter geben sich 3,4 Prozent zu erkennen. Das Mobbingrisiko bei Frauen ist etwa um das 1,5-fache höher als bei Männern.
Vornehmlich jüngere Personen betroffen
Personen bis 30 Jahren sind am häufigsten Mobbingopfer. Bei ihnen sind rund 40 Prozent betroffen. Opfer von Cybermobbing sind vor allem Personen unter 20 Jahren. Die Mobbingvorfälle erstrecken sich zumeist über einen Zeitraum von über einem Jahr. Lediglich jeder zehnte Vorfall ist binnen eines Monats zu Ende; Zwei von drei Cybermobbingattacken finden im Zeitraum von drei Monaten statt. Überwiegend findet das Mobbing im Arbeitsumfeld statt (72 Prozent), deutlich geringer ist es im privaten Bereich (31 Prozent). Bei Cybermobbing verhält es sich umgekehrt: Die Mehrzahl der Vorkommnisse (59 Prozent) vollziehen sich im privaten Umfeld, ein Drittel im Arbeitsumfeld.
Am häufigsten sind die Kollegen auf gleicher Ebene die Verursacher (77 Prozent). In über 50 Prozent der Mobbing-Fälle ist der Ausgangspunkt ein oder mehrere Vorgesetzte. Am häufigsten werden Kollegen ausgegrenzt oder massive Gerüchte über sie verbreitet. Die häufigste Form des Cybermobbings ist das Beschimpfen und Beleidigen im Internet (74 Prozent) gefolgt von der digitalen Verbreitung von Lügen und Gerüchten (68 Prozent).
Die Opfer reagieren mit verschiedenen Strategien auf die Anfeindungen. Im privaten Umfeld suchen sie zunächst einmal den Austausch mit Freunden und Familienmitgliedern. 23 Prozent lassen die Attacken aber ohne jegliche Reaktionen über sich ergehen. Weitere 16 Prozent suchen im Internet nach Hilfestellungen, während 11 Prozent den Arzt oder eine Beratungsstelle konsultieren.
Mobbing ist vor allem dann ein Thema, wenn es Defizite in der Arbeitsorganisation gibt oder das Unternehmen umstrukturiert wurde. Oft spielen Neid und starre Hierarchien eine Rolle. Möglich sind aber auch soziale Hintergründe wie Nationalität, Religion, Geschlecht oder die sexuelle Orientierung des Außenseiters. Hinzu kommen die äußeren Auffälligkeiten in der Erscheinung eines Menschen oder Krankheiten und Behinderungen. Während bei konkurrenzorientiertem Klima und hohem Leistungsdruck eher gemobbt wird, sind für Cybermobbing individuelle und persönliche Faktoren Auslöser der AnfeindungenFür die Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing wurden 6.296 Personen aus Deutschland über 18 Jahren in einer standardisierten Online-Befragung befragt. Der Altersdurchschnitt der Befragten liegt bei 38 Jahren. (pro)
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