Die Meinungen über den Politiker George Bush und seine Amtszeit gehen weit auseinander. Viele Zeitgenossen werten die Präsidentschaft des gläubigen Politikers als Misserfolg. Bush, der am 6. Juli 1946 in New Haven, Connecticut, geboren wurde, zog in seiner 2010 erschienen Biographie „Decision Points“ eine eigene Bilanz. Zu den wichtigsten Entscheidungen seiner Präsidentschaft und seines Lebens gehörte seine Bekehrung zum christlichen Glauben.
Bush, der von 2001 bis 2009 der 43. Präsident der Vereinigten Staaten war, kam in einer einflussreichen Familie zur Welt. Sein Vater George H. W. Bush war bereits vor ihm amerikanischer Präsident. Auch sein Bruder Jeb war als Gouverneur von Florida politisch aktiv. 2016 scheiterte dieser im Vorwahlkampf der Republikaner zum US-Präsidenten 2016 an Donald Trump.
George W. Bush selbst studierte nach seinem Schulabschluss zunächst Geschichte an der Yale University. Danach verpflichtete er sich bei der Nationalgarde, um anschließend ab 1972 an der Harvard Business School den Master of Business Administration zu machen. 1977 heiratete er Laura Welch. Vier Jahre später kamen die Zwillinge Jenna und Barbara zur Welt.
Frau und Töchter sorgen für eine Lebenswende
In seinen Memoiren schreibt er auch über das Ende seiner Alkoholabhängigkeit: „Ich hatte monatelang gebetet, dass Gott mir zeigt, wie ich seinem Willen besser entsprechen kann.“ Seine Frau und die beiden Töchter seien ihm zu wichtig gewesen, um so weiterzumachen wie bisher. Der Glaube und Gottes Gnade hätten ihm geholfen, sich zu ändern. Dabei hat auch der Evangelist Billy Graham eine entscheidende Rolle gespielt.
Als „wiedergeborener Christ“ verzichtet er seit 1986 völlig auf Alkohol. Bush war damals noch als Unternehmer in der Erdöl-Förderindustrie tätig. 1978 hatte er als 31-Jähriger erfolglos für die Wahl zum Repräsentantenhaus kandidiert. Später entschloss er sich, so lange nicht für ein politisches Amt zu kandidieren, wie sein Vater George H. W. Bush öffentliche Ämter bekleidete.
1994 wählten ihn die Texaner zum Gouverneur und bestätigten ihn 1998 in diesem Amt. 2000 wurde George W. Bush zum 43. US-Präsidenten gewählt. Bis zu den Ereignissen am 11. September 2001 verlief die Präsidentschaft unspektakulär. Ab dann befanden sich die USA mit der „Operation Enduring Freedom“ im Krieg gegen den Terrorismus. Die so genannte Bush-Doktrin ließ explizit Präventivschläge bei Bedrohung der USA durch Massenvernichtungswaffen zu.
Tyranneien auf der Welt beenden
Kritisch sahen viele auch die amerikanische Intervention in einer „Koalition der Willigen“ im Irak 2003. Selbst prominente Demokraten hatten im Kongress zunächst für den Krieg gestimmt. In seinen Memoiren betonte Bush, dass es dem Land und den Menschen rückblickend besser gehen würde als unter Saddam Hussein. 2004 wurde Bush im Amt bestätigt – mit mehr Wählerstimmen als je ein US-Präsident zuvor. Er setzte sich gegen John Kerry durch.
Der wiedergewählte Präsident kündigte an, mit der US-Politik „Tyranneien auf der Welt zu beenden“. Bush hielt Bibelstunden im Weißen Haus ab und setzte sich für die Bekämpfung von HIV in Afrika ein. Bush wurde häufig für seine politischen Entscheidungen kritisiert. In seinen Memoiren schreibt er: „…aber ich bin zufrieden, dass ich den Willen hatte, schwere Entscheidungen zu treffen, und ich habe immer das getan, von dem ich glaubte, dass es richtig ist.“
Irakkrieg prägt die gesamte Amtszeit
Laut einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gehörten eine strenge Arbeits- und Lebensdisziplin sowie die tägliche Bibellektüre und das Gebet zu seinem Alltag. Bushs Ansehen sank nach hohen Kriegsverlusten, dem Hurrikan Katrina, bei dem ihm eine mangelnde Notfall-Planung vorgeworfen wurde, und der Finanzkrise. Die Ereignisse im Irak prägten seine gesamte Amtszeit. Mit vielen europäischen Politikern wie dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und auch Papst Johannes Paul II. hatte er deswegen kein unbelastetes Verhältnis.
Seine Befürworter schätzten Bushs Glauben und die Führungsrolle der Vereinigten Staaten als Stärke ein, andere wie der Filmemacher Michael Moore kritisierten ihn scharf. Nach seiner zweiten Amtszeit zog sich Bush weitgehend aus der aktiven Politik zurück. Er trat regelmäßig als Redner auf. 2013 wurde er am Herzen operiert. Drei Jahre später unterstützte er seinen Bruder Jeb im Vorwahlkampf der Republikaner. Statt Jeb Bush wurde Donald Trump US-Präsident, den George W. Bush in einer Rede im Oktober 2017 scharf kritisierte.
6 Antworten
Ich vermisse im Artikel das Wort „Kriegsverbrecher“. Der Angriffskrieg gegen den Irak war völkerrechtswidrig, wurde mir einer Lüge über angebliche Massenvernichtungswaffen begründet und hat hundertausende Menschen das Leben gekostet. Das er auch gläubig ist machte die Sache nicht besser, eher im Gegenteil.
Schlimm finde ich die freche Lüge, u. a. vor dem UN-Sicherheitsrat.
Ansonsten hat die Bush-Regierung im Irak eine blutige Tyrannis beseitigt, keinen menschenfreundlichen, demokratischen Rechtsstaat, allerdings beim Wiederaufbau des irakischen Staats versagt.
Das sog. Völkerecht ist aber eine ziemlich instabile und unzuverlässige Größe, wenn man z. B. sieht,
– was China seit Jahrzehnten in Tibet oder seit Jahren um verschiedene Inselgruppen veranstaltet,
– was Russland in Georgien und in der Ukraine treibt und
– wer alles den UN-Menschenrechtsrat zum Zirkus degradieren darf.
Was die USA in Korea, Vietnam, Kambodscha, El Salvador, Afghanistan, Nicaragua, Grenada, Lybien, Jugoslawien, Irak, Somalia, Jemen und Syrien veranstaltet haben stört Sie nicht?
Hast du Recht, Obama ist aber auch nichts anderes… Der hat sogar noch mehr Krieg geführt…
Die Bedeutung der Finanzkrise wird im Artikel völlig unterschätzt.
Im Vergleich zu Donald Trump war George W. Bush sicher weniger polarisierend. Von Trumps Präsidentschaft konnte man freilich damals noch nichts ahnen. Aber der Artikel blendet nicht nur die Lüge im Vorfeld des Irak-Kriegs aus, sondern auch die Menschenrechtsverstösse auf Guantanamo und in Abu Greib. Auch war er immer ein starker Befürworter der Todesstrafe und hat als Gouverneur von Texas m. W. nie einen Todeskandidaten begnadigt. Das Bild der Evangelikalen hat er jedenfalls sehr negativ geprägt und viel Schaden angerichtet.